Dienstag, 26. März 2024

wohlgesinnt/wohlgesonnen

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Die richtige Form heißt „wohlgesinnt“: Ich bin dir wohlgesinnt; er war mir wohlgesinnt. 

Im Unterschied zu den Perfektpartizipien „ersonnen“, „versonnen“ und „besonnen“ handelt es sich bei „wohlgesinnt“ um ein Adjektiv. Ein Verb „wohlsinnen“ (Ich wohlsinne, du wohlsinnst …) gibt es nicht, daher gibt es auch die Formen „wohlsann“ und „wohlgesonnen“ nicht. „Wohlgesinnt“ ist aus dem Hauptwort „Gesinnung“ entstanden.

Auch andere Gesinnungszustände werden nach diesem Muster gebildet: feindlich gesinnt, freundlich gesinnt, übel gesinnt, froh gesinnt.
Man kann also über ein bestimmtes Thema nachgesonnen haben und anschließend fröhlich gesinnt sein. Und zwei Menschen, die gleicher Gesinnung sind, sind gleich gesinnt – nicht gleich gesonnen. Auch wenn sie sich in einem Sonnenstudio kennengelernt haben.  

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2 Kommentare

  1. Lieber Herr Sick, vor zwei/drei Jahren habe ich den folgenden Beitrag aus einer SPON-Diskussion mir gemerkt; darin gibt es noch zusätzliche Aspekte des Themas. MfG V. Morstadt

    Das Problem wohlgesinnt/*wohlgesonnen ist etwas verzwickt und nicht ganz einfach auseinanderzudröseln. Es handelt sich hier nämlich um eine Vermischung dreier (!) Wörter und ihrer syntaktischen Konstruktion:

    1. gesinnt:
    Adjektiv, NICHT Partizip von sinnen, sondern direkte Präfixableitung zu Sinn als Quasi-Partizipialbildung: eine gewisse Gesinnung habend, den Sinn habend. gesinnt ist nur formal einem Partizip gleich. Daher kommt es oft zu einer (irrigen) Zuordnung zu sinnen stV (das Partizip dazu heißt aber gesonnen).
    Beispiele: „christlich gesinnt sein, ich bin anders gesinnt als du, jmdm. (freundlich, übel) gesinnt sein“. Wird gebildet mit sein: ich bin gesinnt
    Daher auch von diesem Adjektiv gebildet: ich bin wohlgesinnt
    „gesinnt“ hat NICHTS mit dem Verb „sinnen“ zu tun! (*ich habe gesinnt)

    2. gesonnen (A):
    Partizip zum Verb sinnen = nachdenken, Betrachtungen anstellen
    Formen: sinnen – sann – gesonnen.
    Beispiele: „Ich hatte darüber gesonnen; wir hatten lange gesonnen, wie das Problem zu lösen sein“. Wird gebildet mit haben: Ich habe gesonnen = ich habe nachgedacht.

    3. gesonnen (B)
    Partizip zum veralteten Verb gesinnen = streben, trachten (!)
    Formen: gesinnen – gesann/gesinnete – gesonnen/gesinnet.
    gesonnen sein = die Absicht haben, gewillt, entschlossen sein, etw. zu tun.
    Beispiele: „Ich bin nicht gesonnen, meinen Plan aufzugeben; sie schien nicht gesonnen zu kommen“.
    Wird gebildet mit sein: Ich bin gesonnen = ich beabsichtige etwas
    Daher ist *ich bin wohlgesonnen eine falsche Bildung mit dem falschen Partizip: *ich wohlbeabsichtige kann es nicht geben: Es handelt sich um eine Verwechslung der Wörter.

    Wenn ich „gesonnen bin“, so beabsichtige ich etwas (vom veralteten Verb gesinnen) – ich bin NICHT in irgendeiner Weise in einer Gesinnung gegenüber irgendjemandem, also nicht gesinnt (vom Substantiv „Sinn“), und ich habe auch nicht (über etwas) gesonnen (vom Verb sinnen).

    Weil

    1. das Verb gesinnen = trachten, streben verschwunden und heute unbekannt ist, und
    2. die Partizip-Bildung von sinnen und gesinnen gleich ist (= „gesonnen“), und
    3. „gesonnen“ ebenso mit sein konstruiert wird (ich bin gesonnen) wie „gesinnt“ (ich bin gesinnt),

    konnte sich analog zur Bildung „ich bin wohlgesinnt“ die Bildung „*ich bin wohlgesonnen“ als falsche Verwendung eines Partizips einschleichen.

    Duden sechsbändig: „gesonnen“
    1. Part. zu veraltet gesinnen = streben, trachten, 2. Part. zu sinnen: 1. zu etw. gesonnen sein… 3. falsch für „gesinnt“

    Daher richtig: Hermann Burte (1879 – 1960) in „Wiltfeber“:
    So habe ich gesonnen, und so bin ich gesinnt.

  2. Gibt es denn „(sich) versinnen“?

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