Mittwoch, 27. März 2024

Welchen Namen für mein Kind?

Welchen Namen für mein Kind?

Sehr geehrter Herr Sick,

Sie haben sich doch intensiv mit der Namensgebung auseinandergesetzt. Wir erwarten unser 2. Kind. Unsere erste Tochter heißt Isabella, der Name gefällt uns sehr gut. Wir bekommen ein 2. Mädchen. Nun suchen wir einen Namen, der genauso schön, wohlklingend und bodenständig ist.

Bisher war unser Favorit „Victoria“. Meiner Meinung nach ein sehr schöner Name. Meine Kolleginnen meinten aber, sie würde dann in der 7. Klasse von blöden Jungs mit Abkürzungen wie „Ficki“ o. ä. verarscht werden. Das wollen wir natürlich nicht. Nun haben wir gestern ewig überlegt und kamen dann auf Julia, Annalena oder Estella.

Es ist sehr schwierig. So einen schönen Namen wie Isabella finden wir nicht mehr.

Haben Sie dazu einen Rat? Sie haben sich doch ausgiebig mit der Materie beschäftigt. Habe gerade vorhin bei „Amazon“ Ihr Buch bestellt. Vielleicht finde ich da Anhaltspunkte.

Bitte antworten Sie mir. Danke.

Christina Schattenkirchner

Bastian Sick antwortet: Liebe Frau Schattenkirchner! Dass Sie sich in einer so bedeutsamen Frage an mich wenden, ehrt mich sehr. Die von Ihnen in Erwägung gezogenen Vorschläge lassen fraglos erkennen, dass Sie sehr stilsicher sind; denn es handelt sich nicht um allzu ausgefallene oder allzu modische Namen, sondern um zeitlos schöne Klassiker.

Der Name Julia steht für mich für Schönheit und Intelligenz, denn so hieß eine Mitschülerin, in die ich mal verliebt war. In der vergangenen Woche sah ich sie anlässlich unseres 30. Abi-Jubiläums wieder, und sie sieht heute umwerfender aus denn je. Ebenso Maria, der Klassiker unter den Frauennamen. Mit dem weichen „M“ zu Beginn, den beiden offenen „A“s, dem klingenden „r“ und dem hellen „i“ in der Mitte scheint er mir der melodischste Frauenname von allen zu sein.

Meine vierjährige Patentochter heißt Johanna, auch das ist ein sehr schöner Name. Auch von Viktoria will ich nicht abraten. Zwar spricht es für Ihr Einfühlungsvermögen und Ihre Weitsicht, wenn Sie sich über mögliche Verballhornungen des Namens sorgen, doch seien Sie versichert: Es gibt keinen Namen, der davor sicher wäre. Kinder finden immer einen Weg, einen Mitschüler oder eine Mitschülerin zu hänseln. Es hat daher gar keinen Zweck, nach einem Namen zu suchen, der sich nicht durch den Kakao ziehen ließe.

Zurzeit wieder sehr beliebt sind klassische Frauennamen wie Katharina und Margarete. Wofür auch immer Sie sich entscheiden, ich bin sicher, Ihr Töchterlein wird einen wunderschönen Namen tragen. Möge es gesund und munter auf die Welt kommen und einen glücklichen Start ins Leben haben.

Von Herzen alles Gute wünscht Ihnen Ihr

Bastian Sick

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6 Kommentare

  1. Claudia Kranenburg

    Sehr geehrte Frau Schattenkirchner,

    Kinder finden immer einen Weg, wenn sie wollen :).

    Nach der Erfahrung, dass aus Jessica Jessi und ? wegen ihres vorlauten Mundwerkes ? gern auch mal Kessi wurde, dass aus Vanessa erst Nessi wurde und dann nach einem (gewonnenen) Streit mit einem neunjährigen Nachbarsjungen um den Schaukelsitz eine Zeitlang ?Loch-Nessi?, wollten wir es bei unserem Sohn anders machen und nannten ihn schlicht Jan. Hat auch nicht geholfen, denn daraus wurde Janni.

    Wenn der Name nichts hergibt, dann sind es halt echte oder angedichtete Eigenschaften. Viktoria ist wirklich ein schöner Name. Wie andere Kinder Ihre Tochter später nennen, hat eher was mit echten oder angedichteten Eigenschaften zu tun. Und ist in der Regel situationsunabhängig. Isabella und Viktoria hört sich wundervoll an.

  2. Folgendes sei mir gestattet hinzuzufügen:
    Viel Wert sollten die künftigen Eltern darauf legen, dass der Vor- in eine wohlklingende, phonetisch nicht abgehackte Kombination zum Nachnamen gesetzt wird und dass der Vorname nicht mit dem gleichen Buchstaben – oder noch schlimmer – der gleichen Buchstabengruppe endet wie der Nachname beginnt. Zur phonetischen Stimmigkeit gehört übrigens auch die Wahl des Vornamens als dem gleichen oder ähnlichen Sprachraum. Aber hierfür hat Herr Sick mit dem Vorschlag klassischer deutscher Mädchennamen ja schon gesorgt. Nun mag das bei Mädchen vielleicht nur bis zur Heirat fruchten, falls es dann noch üblich sein wird, den Nachnamen des Ehemannes anzunehmen. Aber zumindest die ersten x Jahre des Lebens erleichtert man es allen, einschließlich der Tochter, ungemein, solche Hinweise zu beachten. Als jemand, der viel mit Kundendaten zu tun hat, bedauere ich täglich die durch ihre Eltern Bestraften. Einige (frei erfundene) schlechte Beispiele in Bezug auf den Nachnamen Schattenkirchner?
    1. Marie-Katharina, besser zu sprechen wäre: Katharina-Marie
    2a. Annelies, hieße das Kind beim Hören inkl. des Nachnamens dann nicht vielleicht Anneli
    2b. Manusch, mit dem folgenden SCH ein Zungenbrecher sondersgleichen
    3. Geneviève, mal abgesehen davon, dass den Namen auch niemand richtig schreiben könnte, bereitete auch das Hören inkl. des Nachnamens Schmerzen.
    Aber das haben Sie sicher alles gar nicht vorgehabt.
    Ich würde Ihnen bei der Länge des Nachnamens „Anna“ oder – etwas kesser – „Emma“ vorschlagen. Je kürzer der Name, desto geringer das Verhunzungspotential.

  3. Lieber Herr Sick, mein Sohn machte mich auf ihre Werke aufmerksam, seitdem habe mir schon Einiges besorgt und bin begeistert, was Sie alles aufdecken und -tischen. Gelegentlich versuche ich mich auch an Ihren Übungen, man ist immer wieder überrascht.
    Besonders überrascht hat mich Ihre Antwort auf die Namenssuche, (den Beitrag habe ich nur zufällig entdeckt), und ich bin sehr erfreut, daß Sie sich diese Mühe gegeben haben ? ein Hinweis auf Ihren Charakter?
    Auf jeden Fall wunderbar und auch von mir dafür ein „Dankeschön“ (darf man da Anführungsstriche setzen?).
    Alles Gute und herzliche Grüße aus München

  4. Hallo Frau Schattenkirchner,
    danke, dass Sie ein so interessantes Thema aufgreifen. Ob Sie mein Senf interessiert, weiß ich nicht – ich gebe ihn dennoch hinzu.
    Ich habe nur einen Sohn. Wenn ich eine Tochter bekommen hätte, wäre es eine Carla geworden. Auch Greta oder Augusta finde ich sehr schön.
    Wie man es auf keinen Fall machen sollte, ist im lustigen Lied „Ranjid“ von den „Feisten“ beschrieben. Die Band legt werdenden Eltern genau das ans Herz, was Sie jetzt tun: „Denkt nach, bevor Ihr Euren Kindern Namen gebt!“
    Viel Freude beim Reinhören:
    http://www.youtube.com/watch?v=wF2BXVuMEIc

    • Hallo,

      vielen Dank für den Tipp mit Ranjid „http://www.youtube.com/watch?v=wF2BXVuMEIc“. Es ist Klasse!

      Schöne Grüße

  5. Die Namensgebung ist ein schwieriges Thema. In gewissen Kreisen wurde es populär, den Vornamen zu ändern, ob die zweite Wahl wirklich besser wurde:
    eine Regina (die Königin) empfand sich nicht als Königin und wechselte auf Laura (die Lorbeerbekränzte auf Grund eines Sieges, in erster Bedeutung eigentlich ein Herkunftsname) also ein anderer ehrenvoller Name, den man sich erarbeiten muss, den Königinnentitel erhält man vererbt.
    Eine Maria fand in einer Lebenskrise heraus, dass Maria unter anderem auch ‚die Verbitterte‘ heissen könnte und als Gottesmutter fühle sie sich auch nicht. Für die meisten ist Maria positiv besetzt mit Liebe
    Sie wechselte von Maria auf Amina, was wiederum eine ‚Gottesmutter‘ ist, Mutter vom Propheten Mohammed. Die Bedeutung ist aber ‚die Vertrauenswürdige, die Ehrliche‘, also durchaus positiv besetzt.

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