Sonntag, 20. Oktober 2024

Guckst du fernsehen?

Ein Pleonasmus ist zum Beispiel, wenn man beispielsweise sagt: Das wäre eine potenzielle Möglichkeit. Oder wenn man von falschen Fehlern spricht. Lesen Sie hier, was „Zwiebelfisch“-Lesern zum Thema doppelt gemoppelt in den Sinn kommt.

Ihre Ausführungen sind stets lehrreich, interessant und humorvoll. Ich habe weder Journalismus noch Germanistik studiert, und so können Sie mir vielleicht sagen, ob ich hiermit irre:

Kann es nicht zu einer Sache mehr als eine Alternative geben? Zum Beispiel zu einer Route, die man fährt?

Ein Leser aus der Schweiz

Antwort des Zwiebelfischs: Lieber Herr Bender, man muss auch nicht Germanistik studiert haben, um eine solche Frage beantworten zu können. Man braucht nur in ein Fremdwörterbuch zu schauen. Dort findet man unter dem Stichwort „Alternative“: „Entscheidung zwischen zwei oder mehreren Möglichkeiten; Wahlmöglichkeit“. Die Suche nach „anderen Alternativen“ ist also genau genommen die Suche nach anderen Entscheidungen. Nur im umgangssprachlichen Gebrauch hat Alternative auch die Bedeutung „andere Möglichkeit“.


Hallo Zwiebelfisch, ein schönes Beispiel ist auch „fernsehen gucken“!

Peter Lohren


Lieber Herr Sick, gut finde ich auch immer den „zeitlich befristeten“ Arbeitsvertrag.

Ruprecht Schleyer, 63225 Langen


Und ich erinnere nur an die „neue Rechtschreibreform“!

Klaus vom Jugendbüro Losheim


Hallo Zwiebelfisch! Wie ist es denn mit „übliche Usancen“? Das würde mich sehr interessieren, weil es darüber unterschiedliche Meinungen in meinem Umfeld gibt.

Gudrun Staudt

Antwort des Zwiebelfischs: Liebe Frau Staudt, ich lade Sie herzlich ein, darüber doch einmal mit anderen Lesern im Zwiebelfisch-Forum zu diskutieren!


Lieber Zwiebelfisch, derzeit wird viel von der ersten „weiblichen Kanzlerin“ gesprochen. Auch dem SPIEGEL ist diese Formulierung nicht unbekannt.

Paul Werner

Antwort des Zwiebelfischs: Es ist alles eine Frage des Stils! Je nachdem, wie rigoros ihr Auftreten und wie herb ihre Umgangsformen sein werden, könnte Angela Merkel, so sie denn gewählt wird, möglicherweise auch als erste „männliche Kanzlerin“ in die Geschichte eingehen.


Zählt „drei Drillinge“ wirklich zu den Pleonasmen? Ist „drei Drillinge“ nicht doch die – wenn auch äußerst seltene – Ansammlung von neun Personen, von denen sich jeweils drei sehr ähnlich sehen?

Einen Vorschlag zur Erweiterung der Liste hätte ich dennoch: „Anzeigendisplay“ oder (noch viel schlimmer, weil „dreifachgemoppelt“) „LCD-Anzeigendisplay“.

Michael Dohr, Braunschweig


Sehr geehrter Zwiebelfisch, schon oft habe ich mich über den Pleonasmus „Rückerstattung“ geärgert!

Dr. Jörn Kiepe, Leverkusen

Antwort des Zwiebelfischs: „Rück-“ ist in der Tat sehr beliebt, wenn es gilt, ein schlichtes Wort aufzubauschen. Man denke nur an Rückerinnerung oder an Rückstau. Kann sich etwas auch nach vorne stauen? Und kann man sich an etwas anderes erinnern als an etwas Zurückliegendes?


Lieber Herr Sick, in einem Punkt kann ich Ihnen nicht ganz zustimmen: Sie verwechslen offenbar „bunt“ mit „farbig“. Von „bunt“ spricht man immer, wenn es sich um viele verschiedene Farben handelt, von „farbig“, wenn von einer bestimmten Farbe die Rede ist. So kann man genau genommen auch nicht von „Buntstiften“ sprechen, wenn „Farbstifte“ gemeint sind. (Es gibt allerdings auch „Buntstifte“, die eine mehrfarbige Mine in sich tragen).

Man kann also durchaus etwas in in „bunten Farben“ anmalen, ohne sich eines Pleonasmus zeihen lassen zu müssen. Weil es eben nicht das Gleiche ist wie etwas farbig anzustreichen. Sehe ich das richtig? Freundlichst und immer treu Ihr Leser

Mic Hunger, 83128 Halfing

Antwort des Zwiebelfischs: Lieber Herr Hunger, ich danke Ihnen für Ihre farbenfrohen Ausführungen. Sie treiben es ja wirklich ganz schön bunt! Es würde mich freuen, wenn sich noch andere Leser fänden, die diese interessante Frage im Zwiebelfisch-Forum diskutieren mögen.


 

Hallo, lieber Zwiebelfisch, Servicedienstleister mag ich besonders gern, zum Beispiel diesen hier: www.dbtelematik.de

Thomas Frieling


Es gibt auch junge Greise und Farben, die nicht bunt sind. Ein Greis ist immer jemand, der graue Haare hat, dies impliziert jedoch nicht unbedingt, dass diese Person auch alt sein muss, zum Beispiel wenn jemand in jungen Jahren zum Greis wird.

„Anfängliche Startschwierigkeiten“ können im Kontext durchaus richtig sein, wenn zum Beispiel eine Raumfähre zu Beginn ihrer Entwicklung Startschwierigkeiten hatte, diese aber später behoben wurden.

In Ihrer Liste haben Sie u.a. auch „neu renoviert“ aufgeführt, doch wenn „neu“ für „kürzlich“ steht (und das ist doch meistens damit gemeint), dann handelt es sich nicht um eine Sinnverdoppelung.

Nicht alle dieser „doppelt gemoppelten“ Beispiele sind in jedem Fall Pleonasmen – es kommt immer auch auf den Zusammenhang an, in dem sie gebraucht werden. Dass sie in der Regel falsch gebraucht werden, bedeutet noch lange nicht, dass sie auch in jedem Fall falsch sind.

Torsten Neuer, Ellerbek

Antwort des Zwiebelfischs: Ich stimme Ihnen zu, werter Herr Neuer, dass nicht alle von mir gelisteten Beispiele in jedem Fall unsinnig sind. Es kommt stets auf den Zusammenhang an. Ich würde aber einen frühzeitig ergrauten Menschen niemals als Greis bezeichnen, denn ein Greis ist laut Bedeutungswörterbuch ein „Mann von hohem Alter“, eine Greisin entsprechend eine „Frau von hohem Alter“.


(c) Bastian Sick 2005

Zur Kolumne: Zweifach doppelt gemoppelt

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