Zwar können Tiere nicht gehen, dafür können Autos gleichzeitig stehen und liegen. Und in Hessen darf man überall hinmachen. Lesen Sie hier, was „Zwiebelfisch“-Leser zum Thema „Fliegen, fahren, gehen und laufen“ zu berichten haben.
Zwar können Tiere nicht gehen, dafür können Autos gleichzeitig stehen und liegen. Und in Hessen darf man überall hinmachen. Lesen Sie hier, was „Zwiebelfisch“-Leser zum Thema „Fliegen, fahren, gehen und laufen“ zu berichten haben.
Wie bereits Loriot – auch ein großer Freund der deutschen Sprache – feststellte, beherrscht der Mensch eine weitere Fähigkeit, die ihn vor allen Tieren auszeichnet: Er ist das einzige Lebewesen, das während des Fluges eine warme Mahlzeit zu sich nehmen kann!
Franz-Bernd Stammkötter, Andreas Schwarzkopf
Der Österreicher verwendet dafür „gehen“ und „kommen“ in einem Satz, wenn er meint „Ach, komm!“ Wir sagen nämlich: „Geh, komm!“
Max Reingruber, Salzburg
Hier in Baden „laufen“ wir übrigens nur und das mit „Füßen“, die bis zur Leibesmitte reichen, was den Vorteil hat, dass wir recht fix sind und dass ein glatter Bruch von Schien- und Wadenbein hier lediglich ein „gebrochener Fuß“ ist …
Michael Hoffmann, Lahr
Zu Ihrem aktuellen Zwiebelfisch „Vom Fliegen, Fahren, Gehen und Laufen“ fällt mir zum Auto noch eine besondere Kuriosität ein: Wenn ein Auto auf einer Fahrt plötzlich nicht mehr das tun will, wofür es eigentlich gedacht ist – nämlich fahren –, dann wird i. d. R. gesagt, es sei „liegen geblieben“. Das führt seit einiger Zeit dazu, dass in den Verkehrshinweisen eines Berliner Rundfunksenders manchmal gemeldet wird:
„ … in der Autobahnausfahrt steht ein Liegenbleiber ..“.
Geht es noch widersprüchlicher?
Peter Bitomsky
Am nördlichen Niederrhein wird „gehen“ von den Indigenen auch als Hilfsverb in Verbindung mit dem Infinitiv verwendet.
Ein paar Beispiele: An den Single: „Pass mal auf, wenn du selbst später heiraten gehst!“ Oder in der Gaststätte: „Komm, wir gehen hier sitzen!“ Oder im Sanitärbereich: „Siehst du denn nicht, dass es dort tropft? Da musst du mal drunter liegen gehen (und schauen, was dort ist)!“
Frank Dahlhaus
Wenn hier in Bayern ein Zug abgeht, ist er wahrscheinlich entführt worden, denn „abgehen“ ist hier gleichbedeutend mit „fehlen“. Der Satz „Mir geht gleich einer ab!“ würde hier vermutlich Sorgen um den Gesundheitszustand auslösen.
Andreas Schüler, Deggendorf
Anmerkung des Zwiebelfischs: Das gilt nicht nur in Bayern! Das Wort „abgehen“ hat nicht weniger als zehn verschiedene Bedeutungen, und eine davon ist „fehlen“: „Ihm geht jegliches Taktgefühl ab“, „Es ging ihnen nichts ab“ (= Es fehlte ihnen an nichts). Das ist jedoch gehobener Stil und in der Umgangssprache nur äußerst selten zu hören.
Eine kleine Anekdote: Treffen sich zwei Freunde: „Wie geht’s deinem neuen Auto?“ – „Es geht nicht, es fährt!“ – „Und wie fährt es denn?“ – „Es geht …“
Dieser Witz wurde von zahlreichen Zwiebelfisch-Lesern eingeschickt
Um Irritationen bezüglich der Art einer Fortbewegung schon im Kern zu begegnen, wird jeglicher Wechsel von einem Ort zum anderen bei uns im Hessischen mit einem einzigen Verb subsumiert: „machen“.
Bundesweit bekannt wurde diese sprachliche Besonderheit seinerzeit unter anderem durch einen Schlager der Rockgruppe Rodgau Monotones, in dessen Refrain es heißt: „Ei Gude wie, wo machsten hie?“ Frei übersetzt heißt dies in etwa „Hallo, mein Guter, wie geht es dir, an welchen Zielort gedenkst du gerade zu gehen/laufen/fliegen/fahren?“ Wenn also bei uns in Hessen jemand sagt: „Ich mach ins Schwimmbad“, dann geht oder fährt er zum Baden, und beabsichtigt nicht, in das Planschbecken zu urinieren.
Frank Jung, Mainz
Anmerkung des Zwiebelfischs: Das heißt also, dass man in Hessen überall bedenkenlos „hinmachen“ kann? Das ist ja toll! Wenn die Expo seinerzeit in Frankfurt und nicht in Hannover gewesen wäre, hätte sich kein Mensch über den kurzen Abstecher Ernst Augusts beim türkischen Pavillon aufgeregt! Im Gegenteil, viele wären seinem Beispiel gefolgt und hätten da ebenfalls „hingemacht“!
Sie kennen bestimmt die berühmte Deutschstunde von Karl Valentin, in der er dem staunenden Publikum die „Isobrasekulidation“ erklärt – den sogenannten Gleichlaut. In derselben Deutschstunde erklärt Valentin auch: „Wenn man in einem Zug fährt und gleichzeitig geht – dann ist das eine Geh-Fahr!“
Peter Sumerauer, Frankfurt am Main
Anmerkung des Zwiebelfischs: Ich würde sogar sagen: Dann ist Geh-Fahr im Ver-Zug!
In Österreich, wo ich lebe, wird nämlich das Wort „laufen“, jedenfalls bei Menschen, ausschließlich im leichtathletischen Sinne verstanden, d.h. dass zeitweise beide Beine in der Luft sind; die Bedeutung „zu Fuß gehen“ ist unbekannt. Das führt in der Tat zu Missverständnissen. Wenn man sagt, zum Bahnhof sei es ja nicht so weit, dorthin könne man ja laufen, wird jeder Österreicher annehmen, man müsse es außerordentlich eilig haben und würde den Zug verpassen, falls man zum Bahnhof nur geht.
Eine Anekdote dazu: Eine deutsche Bekannte erhielt von ihrem Grazer Arzt die Empfehlung, gegen Ende der Schwangerschaft nicht zu hüpfen und nicht zu laufen. Was dazu führte, dass ihr Mann sie bis zum Geburtstermin auch allerkürzeste Wege mit dem Auto chauffierte, dabei meinte der Arzt natürlich nicht, dass sie nicht mehr gehen dürfe.
Christoph Naue, Wien
Im Ruhrgebiet und im Kölner Raum gibt es ein für mich sehr seltsames Phänomen des „Gehens“. Oft bekomme ich von meinem Kölner Mitbewohner zu hören: „Ich geh‘ mir mal was essen/trinken.“ Er nutzt die Form ,sich etwas gehen‘ tatsächlich regelmäßig. Mir ist das immer wieder ein Schmunzeln wert. Anfangs dachte ich, die Aussage würde bedeuten, dass er sich etwas zu essen/trinken holt, das Verb ,holen‘ einfach unterschlagen wird und er in einigen Augenblicken zurück auf der Couch ist. Dem ist aber nicht so, denn mit einer Rückkehr in wenigen Minuten ist nicht zu rechnen. Auch ein unterschlagenes ,machen‘ beschreibt die Sache nicht wirklich, da es in der Aussage nicht ausschließlich um die Zubereitung, sondern vielmehr um den Akt der Nahrungsaufnahme geht.
Daniel Schultheiß
Laufen kann man übrigens nicht nur lernen, sondern auch gehen – ich informiere meinen Mann ziemlich regelmäßig am Sonntagnachmittag: „Ich gehe jetzt Laufen“. Was vollkommen falsch ist, weil ich per Auto zum Joggen fahre. Aber er versteht mich trotzdem.
Angelika Pavel
Sehr wohl gehen die leidigen Etiketten von der CD-Hülle ab: mithilfe eines Tropfens Öl, der interessanterweise aus der Flasche LÄUFT.
Frank Tauchert, Halle
Antwort des Zwiebelfischs: Vielen Dank für diesen Tipp, das werde ich bei nächster Gelegenheit mal probieren! Überhaupt danke ich allen Lesern für die vielen praktischen Ratschläge zum Entfernen von Etiketten (Föhn, Ceranfeld-Schaber, Nagellackentferner). Sollte ich mal keine Sprach-Kolumnen mehr schreiben, dann sattle ich um auf Haushaltstipps!
Bezüglich „Laufen“ haben Sie geschrieben, es habe verschiedene, teils sogar sich widersprechende Bedeutungen. Und da ist mir doch gleich ein Wort eingefallen, das auch mehrere, teils sich widersprechende Bedeutungen hat. Dazu eine kleine Geschichte:
Ich wollte am Vergaser meines Autos etwas reparieren. Mein Kollege, Besitzer desselben Autotyps, gab mir die Anleitung: „Da musst du nur den Kotflügel abdecken und da kommst du mit einem großen Schlüssel an das XXX ran, das schraubst du ab, und schon kommst du an den Vergaser.“ So schwierig hatte ich mir das gar nicht vorgestellt, mit Kotflügel abbauen usw. Na, Sie merken schon, wo das hingeht: ,Abdecken‘ für: etwas drauftun vs. etwas wegnehmen. Beim Dach kann da eine falsche Anweisung ähnlich problematisch enden wie beim Garten die Anweisung zum Sprengen. Und natürlich noch die Sache mit den Pferden. Aber da sage ich nichts dazu, weil ich Vegetarier bin.
Thomas Irmler
Da hatte ich so sehr gehofft, endlich eine Antwort auf die Frage aller Fragen zu erhalten und wurde am Ende enttäuscht. Wieso, weshalb, warum können Nasen laufen, aber Füße riechen?
Anna K. Ehlen
(c) Bastian Sick 2007
Zur Kolumne: Vom Fliegen, Fahren, Gehen und Laufen