Nicht alle Deutschen haben vom Blasen eine Ahnung, aber vom Tuten schon! Was unsere lieben „How do you do?“-Nachbarn können, das tun wir schon lange! Lesen Sie hier eine Auswahl der Zuschriften zum „Zwiebelfisch“-Artikel „Es macht immer Tuut-Tuut“.
Ich habe einen Verweis auf die bayerische Sprache vermisst, in der wie im Englischen fast immer mit „to do“ umschrieben wird. Beispielsweise wird das Verb „räumen“ im Bayrischen so konjugiert:
ramma duri (= räumen tu ich, also: ich räume)
ramma duast (= räumen tust du, also: du räumst)
ramma duata (er räumt)
ramma damma (wir räumen)
ramma datz (ihr räumt)
ramma dans (sie räumen)
Tom Berger, Kassel
Anmerkung des Zwiebelfischs: Faszinierend, wie Mr. Spock sagen tät. Demnach stammen der Ramadan und Rambazamba also aus Bayern! Aber Sie haben Recht: „Ramma Damma“ ist zum Beispiel eine in Bayern bekannte liebevolle Bezeichnung für eine gemeinschaftliche Räumungsaktion.
Die Bemerkung „Was immer das heißen mag“ finde ich ziemlich gemein von Ihnen. Wir Schwaben haben’s ohnehin schon schwer genug, wegen unseres Dialektes bundesweit für Vollidioten gehalten zu werden. Immerhin hat ein Schwabe das Auto erfunden!
Stephan Maucher, Stuttgart
Antwort des Zwiebelfischs: Nichts liegt mir ferner, als mich über irgendeinen Dialekt lustig machen zu wollen! Als Sprachpfleger interessieren mich selbstverständlich auch die deutschen Dialekte, die im Ausdruck oft farbiger und klangvoller sind als die Hochsprache. Gerade das Schwäbische liegt mir am Herzen. Natürlich weiß ich auch, was „I dät gärn e Eis schlotza“ bedeutet. (Unten folgt dazu eine sehr schöne Erklärung eines anderen Lesers.) Mir ist auch bewusst, dass es allein für den unbestimmten Artikel („ein“) mindestens vier verschiedene Schreibweisen gibt (e, a, ä, â). Wenn ich über Dialekte schreibe, dann geschieht dies immer aus Sympathie – und mit Humor.
„I dät gärn e Eis schlotza!“ bedeutet wörtlich übersetzt: „Ich täte gerne ein Eis schlecken“, in etwas besserem Deutsch wohl „Ich würde gern ein Eis essen“. Außer Speiseeis wird im Schwabenland übrigens auch der Wein „geschlotzt“ – und nicht getrunken.
Das schwäbische Verb „schlotza“ bezeichnet hier einen dem Trinken ähnlichen Vorgang, der mit Schlürfgeräuschen verbunden ist, wie es für den bei heißem Wetter hastigen Verzehr schmelzenden Eises typisch ist. Da der ansonsten sehr sparsame Schwabe gern sein Viertelesglas über die 1/4-Liter-Markierung hinaus füllt, ist zunächst Schlürfen angesagt, damit nichts von dem wertvollen Nass verloren geht. Deshalb, so meine Vermutung, wird nicht nur Eis, sondern auch ein Viertele „geschlotzt“.
Thomas Haug
Ich glaube, das hier tät gut passen:
„Wenn mir meine Mutter eine Täte geben täte,
dann tät ich mit der Täte täten,
bis die Täte nicht mehr täte“
Ich wär froh, wenn ich das nun wieder aus dem Kopf kriegen täte!
Jürgen Radatz, Wien
Und wir haben als Kinder schon gelernt: „Tuten, täten, taten, sind keine Redensarten.“
Hans-Jochen Voigt, Breisach/Rhein
Die schönste hier im Ruhrgebiet verbreitete Form hört man vor allem auf Fußballplätzen: „Willi, tu mich mal die Ball!“
Hans-Peter Sprenger
Zum Tuut-Tuut fällt mir noch ein uralter Schülerwitz ein. Sagt die Lehrerin: „Es heißt nicht ,sie tut singen‘, sondern ,sie singt‘. Und auch bei fast allen Tu-Wörtern lässt man das ,tun‘ weg.“ Da meldet sich Klein-Erna: „Frau Lehrerin, darf ich mal nach draußen, mein Bauch weht!“
Anne Doppelbauer, Bretten
Lieber Zwiebelfisch! Mit Amusement lese ich Ihren Artikel über das Wort „tun“. Viele Streitgespräche habe ich deswegen schon geführt. Umso mehr freut es mich zu lesen, dass es auch erlaubte Verwendungsmöglichkeiten dieses Verbes gibt!
Aus Österreich stammend, ist mir es mir selbstverständlich geläufig, was und wie man alles tun kann. Für die 1. Person Singular gibt es im Österreichischen nicht weniger als sechs legitimierte Möglichkeitsformen: I tat, I tät, I tätert, I tatert, I tuarert, I tarat. Alles klar? Der Grundsatz lautet: „Möglich ist, was möglich ist.“ Selbstverständlich muss das t wie ein d gesprochen werden!
Michi Fleischmann, Berlin
Ihr Artikel erinnert mich an die Geschichte, in der ein silbernes Hochzeitspaar sein Jubiläum in Italien feiern wollte, wo es einst auch seine Flitterwochen verbracht hatte. Die beiden wollten alles wieder genau so machen wie damals. Sie sind ins selbe Hotel gezogen, haben dort dasselbe Zimmer gemietet, sind in den Dom gegangen und dann in ein Museum. Dann fragte die Frau: „Was tun wir denn jetzt?“ Und der Mann antwortete: „Jetzt tun mir die Füße weh!“
Hank R. Schwab, Chicago
Das „Tuten“ ist vor allem in Regionen verbreitet, in denen Plattdeutsch gesprochen wird (oder wurde). Im Plattdeutschen ist nun einmal die Verwendung des Wortes „tun“ ähnlich dem „to do“ im Englischen – was wiederum kein Wunder ist, wissen wir Plattdeutschen doch alle, dass die englische Sprache lediglich ein plattdeutscher Dialekt mit ein paar französischen Tupfern ist.
Sven Lange, Hamburg
Anmerkung des Zwiebelfischs: Die Verwandtschaft zum englischen „do“ ist unbestreitbar. Im Englischen dient „do“ vor allem als Hilfsverb bei der Verneinung (I don’t understand) und bei der Fragestellung (Do you love me?). Außerdem wird es zur Betonung gebraucht (Yes, I do like broccoli = Doch, ich mag Brokkoli!) und bei der Antwort auf Ja/Nein-Fragen: „Do you know him?“ – „No, I don’t“; „Do you love me?“ – „Yes, honey, I do“. Es ist dem sicheren Sprachgefühl des Textdichters Michael Kunze zu verdanken, dass der Abba-Titel „I do, I do, I do, I do, I do“ in der deutschen Version von „Mamma Mia“ mit fünfmaligem „Ich will“ wiedergegeben wurde – und nicht mit „Ich tu, ich tu, ich tu, ich tu, ich tu“. Das hätte dem Musical nicht gut getan.
Eine schöne Geschichte zum „Tun“ ist auch die folgende:
Eine Bekannte amüsierte sich in einer fränkischen Discothek über den Tanzstil und hörte daraufhin folgende Aufforderung:
„Du net lach, du selber danz!“
Da sie nicht wusste, dass Franken kein „t“ sprechen, war sie recht verwundert. Gemeint war natürlich: „Tu nicht lachen, tu selbst tanzen“, besser gesagt: „Lach nicht, tanze selbst!“
Thomas Baust
(c) Bastian Sick 2006
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