Donnerstag, 18. April 2024

Ich krieg` ne Pizza!

Sehr geehrter Herr Sick, zur Zeit freue ich mich immer, wenn ich in Ihrem Buch „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. Teile 1 bis 3“ lese. Ich bin in Deutschland aufgewachsen und lebe nunmehr seit über drei Jahren in Australien. Da ich meine Muttersprache nicht mehr den ganzen Tag lang benutze, finde ich es wichtig, viel in der Sprache und gerne auch über die deutsche Sprache zu lesen, zumal ich studierte Germanistin bin. Da möchte ich auf dem Laufenden bleien. Über Weihnachten war ich bei meiner Eltern in Deutschland und da habe ich, wie auch Sie es ständig vornehmen, die deutsche Sprache beobachtet, und ich kann Ihnen sagen, dass das viel Spaß macht, mir aber zum Teil auch merkwürig erscheint, da Sprache ja dynamisch ist und ich einen Teil der Entwicklung der Sprache gar nicht mitbekomme, da ich nicht mehr ständig von ihr umgeben bin. Vielleicht fallen mir manche neue Elemente aber gerade deswegen umso deutlicher auf. Wie dem auch sei, über einen Aspekt habe ich mich gewundert und gleichzeitig geärgert, und zwar ist mir die Angelegenheit schon mehrfach vor drei Jahren aufgefallen, sie scheint sich jedoch zumindest nach meiner Wahrnehmung leider noch verstärkt zu haben. Kommen wir zum Punkt: Mir ist aufgefallen, dass viele Menschen, die im Restaurant eine Bestellung aufgeben, beim Fleischer oder Bäcker etwas kaufen möchten etc, eine zumindest für mein Ohr eher unhöfliche Formulierung wählen. So musste ich oftmals etwa folgende Bestellung vernehmen: „Ich kriege noch ne Cola.“ oder „Ich krieg ’ne Pizza.“ Zunächst gefällt mir das Wort „kriege“ nicht, „bekomme“ wäre für mich die bessere Wahl. Aber ich finde, dass es sich unabhängig von diesem Prädikat um einen unhöflich formulierten Aussagesatz handelt. Sätze wie „Ich hätte gerne eine Cola, bitte“ oder „Bitte bringen Sie mir eine Cola“ sind doch bei weitem höflicher, und zwar nicht nur wegen des Zauberwortes „bitte“. Sicher könnte man den Satz auch als Frage höflich formulieren. Wenn ich eine Kellnerin wäre, der man mit so viel Unhöflichkeit begegnet, hätte ich keine Freude an meinem Beruf, zumal es sich im Gastgewerbe ja auch nicht schickt, Erwachsene auf schlechte Manieren hinzuweisen. Ist Ihnen diese „Marotte“ vielleicht auch aufgefallen- Gab es zu diesem Thema vielleicht schon eine Zwiebelfisch-Kolumne? Wenn nicht, weisen Sie doch bitte in einer Kolumne auf diesen Aspekt hin. Vielleicht kann man dem Verfall der Sitten etwas entgegenwirken und mehr Höflichkeit untereinander erzielen. Das würde mich freuen. Also, in diesem Sinne: Ich kriege noch ’ne Kolumne! Viele Grüße aus Sydney, Australien, und melden Sie sich doch bitte mal, wenn Sie hier sind. Ich würde Sie gerne kennen lernen.

Nicole Mutlow

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