Donnerstag, 18. April 2024

Philosophische Betrachtung zu „Das macht Sinn“

Lieber Herr Sick,

interessant ist zu bemerken, dass sich hinter einer so banalen Aussage („Das macht Sinn“) ein ganze philosophische Weltsicht verbirgt.

Ganz im Gegensatz zur deutschen Philosophie des Idealismus steht die angelsächsische im Zeichen des Pragmatismus. Das bedeutet ganz konkret, dass sich so etwas wie Sinn nicht auf transzendentaler Ebene vorfinden lässt, sondern immanent von handelnden Akteuren erzeugt werden muss. Daher würde ein Angelsachse auch niemals an solch einer Formulierung Anstoß nehmen, ist sie doch logisch verankert in der gesamten pragmatischen Weltsicht.

Der deutsche Hang zur Metaphysik und Gründlichkeit scheint in solchem Maße abgenommen zu haben, dass selbst Sprecher des Deutschen nicht mehr auf die transzendentale Dimension des Begriffs „Sinn“ bestehen. Das ist sicher auch ein Beweis für die kulturelle (und nicht bloß sprachliche) Verschmelzung mit dem angelsächsischen Raum.

Als Anglist und Philosoph brannte mir diese Feststellung unter den Nägeln. Daher musste ich Ihnen diesen Leserbrief schreiben.

Mit freundlichen Grüßen

Günther Orend


Hier geht es zur Zwiebelfisch-Kolumne „Stop making sense!“

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