Am 8. Oktober starb meine ehemalige Lehrerin Ingeborg Förster. Sie hatte mich viele Jahre am Gymnasium unterrichtet – in Erdkunde und Deutsch.
Wie so viele meiner Mitschüler liebte ich sie – ich konnte gar nicht anders, denn Frau Förster war voller Güte, Weisheit und auch Schalk. Ich habe nie erlebt, dass sie die Fassung verlor. Sie war nie um eine kluge Antwort verlegen und strahlte voller Begeisterung, wenn sie merkte, dass wir „ihren“ Lessing, Schiller oder Goethe verstanden hatten.
Sie war so etwas wie unsere Familienlehrerin, denn außer mir hatte sie auch meine beiden Schwestern und meine Cousinen unterrichtet. Das letzte Mitglied unserer Familie, das von Frau Förster unterrichtet wurde, war meine Großmutter. Da war Frau Förster schon im Ruhestand und gab, da sie vom „Ruhestand“ nichts wissen wollte, Literaturkurse an der Lübecker Volkshochschule. Meine Großmutter war eine ihrer „Schülerinnen“. Dass die beiden Frauen einander gut verstanden, erstaunte mich nicht im Mindesten, denn in mancherlei Hinsicht schienen sie aus dem gleichen Holz geschnitzt.
Am Freitag findet die Trauerfeier in Lübeck statt. Ich kann leider nicht dabei sein, weil ich auf dem Weg zur Buchmesse nach Frankfurt bin. Aber dafür hätte mir Frau Förster bestimmt freigegeben.
Ich werde ihrer gedenken, wenn ich in Frankfurt mein neues Buch vorstelle und abends in der Stadthalle von Langen auf der Bühne stehe. Ich werde die Erinnerung an sie wie einen Schatz behüten und überall mit hinnehmen, wo klassisch gedichtet und beherzt unterrichtet wird.
Auch ich denke voller Zuneigung an Frau Förster zurück. Sie unterrichtete mich im Gymnasium Klosterschule in Hamburg. Ich bin 1954 geboren. Ihre Unterrichtsstunden waren gespickt mit Humor, viel Wissen und Interessantem. Ich erinnere mich auch an ihren hellen Opel Rekord, mit dem sie täglich von Lübeck nach Hamburg fuhr.