Das Wort „Platzangst“ wird umgangssprachlich oft im Sinne von Angst vor Enge, vor Gedränge und vor geschlossenen Räumen gebraucht. Viele Menschen sagen zum Beispiel, dass sie in Fahrstuhlkabinen Platzangst bekämen. Hier wird Platzangst folglich mit Angst vor „zu wenig Platz“ gleichgesetzt.
Tatsächlich aber ist Platzangst etwas anderes, nämlich die Angst vor weiten, offenen Plätzen, vor „zu viel Platz“ also. Der Fachterminus für Platzangst lautet Agoraphobie. Agora ist griechisch und bezeichnet einen öffentlichen Platz.
Die Angst vor geschlossenen Räumen wird in der Fachsprache Klaustrophobie genannt, darin steckt das lateinische Wort claudere, welches „abschließen“ oder „einschließen“ bedeutet. Die deutsche Bezeichnung für Klaustrophobie lautet Raumangst.
Dieses Wort ist den wenigsten bekannt, es steht nicht einmal im Duden. Die meisten Menschen sprechen von „Platzangst“, wenn sie Klaustrophobie meinen. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens ist die Angst vor Enge weiter verbreitet als die Angst vor Weite. Zweitens hat das Wort „Platzangst“ einen dramatischeren Klang, der eher an das Verb „platzen“ als an einen Platz denken lässt.
Sehr geehrter Herr Sick,
leider entdeckte ich erst heute auf Ihrer Internetseite den Artikel über die Raumangst. Er sprach mir voll und ganz aus dem Herzen, weil ich selbst an Raumangst leide. Ihre Erläuterungen zum Gebrauch von Platzangst und Raumangst treffen unbedingt zu.
Ich habe es sogar in einem größeren Krankenhaus erlebt, in dem ich indirekt wegen meiner Raumangst behandelt wurde, dass selbst das mittlere Personal die Begriffe Platzangst und Raumangst gleichgültig in einen Topf warf.
Deshalb bitte ich Sie, lassen Sie in diesem Kampf gegen Windmühlen nicht nach. Betroffene, die sich dadurch nicht ernst genommen fühlen, werden es Ihnen danken.
Freundliche Grüße