Sehr geehrter Herr Sick!
Nachdem diese Schweizer, die da um Bern herum wohnen, so liederlich mit der deutschen Sprache umgehen, dass man sie ihnen eigentlich entziehen sollte, habe ich dann doch etwas gefunden, das mich zum Nachdenken angeregt hat. Dieser Anschrieb steht allerdings nicht im Berner Oberland, sondern auf der anderen Seite der ersten Berge – im Lötschental (Seitental des Rhonetals).
Holz von Förster geht nicht, das ist klar. Doch Öl vom Saddam und Gas vom Putin hätte ich hier auch nicht als falsch empfunden.
Ich würde mich freuen, wenn Sie meinem Volksschulwissen, einklassige Volksschule, Abschluss 1952, da wieder etwa auf die Sprünge helfen könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Guth, Heddesheim bei Mannheim
Bastian Sick antwortet: Sehr geehrter Herr Guth! Haben Sie vielen Dank für Ihre E-Mail. Das Hochdeutsch der Schweizer ist schwer in Ordnung, davon konnte ich mich wiederholt überzeugen. Natürlich zeichnet es sich durch einige Besonderheiten aus, zum Beispiel Wörter wie „Verschrieb“ und „verzeigen“, die hier in Deutschland nicht bekannt sind. Wir wollen ja aber niemandem die „Lizenz zum Deutschsprechen“ entziehen, auch den Bernern nicht, sondern im Gegenteil dafür sorgen, dass sich noch sehr viel mehr Menschen für unsere Sprache interessieren und begeistern.
Was nun Ihre Frage betrifft: An der Formulierung auf dem Schild ist nichts auszusetzen. Denn „vom“ ist eine Zusammenziehung aus „von“ und „dem“. Es enthält also einen bestimmten Artikel. Holz, das „der Förster“ liefert, ist „Holz vom Förster“. Berufe werden in der Regel mit Artikel genannt: der Bäcker, der Förster, die Kanzlerin.
Namen allerdings werden im Standarddeutsch ohne Artikel genannt. Saddam, Bush, Merkel und Putin sind nicht „der Saddam“, „der Bush“, „die Merkel“ und „der Putin“. So heißt es in Zeitungsberichten nie „die Merkel sagte“ oder „die Merkel versprach“, sondern immer „Merkel sagte“ oder „Merkel versprach“. Aus demselben Grund ist „Gas von Putin“ korrekt – sprachlich jedenfalls, nicht unbedingt politisch. „Gas vom Putin“ hieße „Gas von dem Putin“, und „der Putin“ kommt vielleicht in gesprochener Regionalsprache vor, aber eben nicht im Schriftstandard. Hierzu empfehle ich Ihnen auch die Kolumne „Wenn der Timo mit der Leonie“. Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meinen Ausführungen helfen, und verbleibe mit sehr herzlichen Grüßen Ihr Bastian Sick
Mehr zum Deutsch der Schweizer in der Kolumne „Schweizgebadet“.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, als Herr Sick in Bern erstaunt feststellen durfte, dass wir Deutsch ganz gut beherrschen.
Sprechen Sie, verehrter Herr Guth, der da bei Mannheim rum wohnt, genau so gut Schweizerdeutsch? Äuä chuum, gäu …