Sonntag, 20. Oktober 2024

Schweizgebadet

Wissen Sie, was ein Verschrieb ist? Haben Sie schon mal vom Gurtentrageobligatorium gehört? Oder ein echtes Chrüsimüsi erlebt? Dann kennen Sie sich in der Schweiz offenbar gut aus! Für die meisten Deutschen ist die Schweiz immer noch ein Abenteuer. Nicht zuletzt wegen der Sprache. Denn die steckt voller drolliger Begriffe.

„Ist das wahr“, fragt mein Freund Henry mich, „du fährst jetzt mit deiner Schau auch noch in die Schweiz?“ – „Ja“, erwidere ich stolz, „nach Basel, Bern und Zürich! Darauf freue ich mich schon wie verrückt!“ – „Und was wirst du da machen? Das Gleiche wie hier, oder passt du das Programm den Schweizer Gepflogenheiten an?“ – „Also, wir haben die Eintrittspreise drastisch erhöht“, sage ich, „aber sonst ist das Programm das gleiche wie in Deutschland.“ Henry ist skeptisch: „Ich kann mir nicht vorstellen“, sagt er, „dass man sich dort für unsere sprachlichen Probleme interessiert. Die Schweizer haben schließlich ganz andere Sorgen. Die sprechen doch gar nicht unsere Sprache!“ Das ist eine von Henrys typischen Übertreibungen. „64 Prozent aller Schweizer sind deutschsprachig“, stelle ich klar. „Tatsächlich?“, sagt Henry mit gespieltem Erstaunen. „Das sind ja mehr als bei uns in Deutschland! Aber mal im Ernst: Die Schweizer sprechen wirklich eine andere Sprache!“ – „Ich weiß“, sage ich, „Schwyzerdütsch – das ist bekannt. Aber in der Schule lernen sie doch Hochdeutsch!“ – „Glaub nicht, dass man sie deswegen auch verstehen kann“, warnt Henry und raunt: „Das Hochdeutsch der Schweizer ist gespickt mit Helvetismen!“

Helvetismen – davon habe ich auch schon gehört. So nennt man spezielle Ausdrücke, die nur in der Schweizer Standardsprache vorkommen. Es kann sich auch um grammatische und orthografische Besonderheiten handeln, wie zum Beispiel die Schreibweise mit Doppel-s anstelle des scharfen S. Wo der Deutsche sich bemüht, in Maßen zu trinken, da trinkt der Schweizer konsequent in Massen.
Das ist aber gewissermassen/-maßen nur ein kosmetischer Unterschied. Die meisten Helvetismen betreffen das Vokabular, und das sind nicht gerade wenig! Die Liste der typisch schweizerischen Ausdrücke ist endlos lang.

Viele stammen aus dem Französischen, so wie das Lavabo, die Papeterie und der Pneu.  Wer ein wenig Französisch kann, dem werden diese Wörter keine Schwierigkeiten bereiten. Aber Obacht, im Umgang mit Schweizern kann man sich nicht immer auf seine Schulkenntnisse verlassen. Einige französische Wörter wurden von den Schweizern liebevoll verfremdet. Der Redakteur einer Schweizer Tageszeitung, der sich mit mir vor einigen Wochen zu einem Interview traf, stellte sich mir als Redaktor vor, mit Betonung auf der zweiten Silbe. Wir führten ein sehr interessantes Gespräch, in dem es hauptsächlich ums Essen ging. Ich erfuhr, dass die Schweizer nicht nur sehr gut essen, sondern auch sehr oft, und zwar vom Zmorge (Frühstück) über das Znüni (Zweites Frühstück), das Zmittag (Mittagessen) und das Zvieri (Mahlzeit am Nachmittag) bis zum Znacht (Abendessen). Dass viele Nahrungsmittel in der Schweiz einen anderen Namen haben, darauf war ich gefasst, denn schon innerhalb Deutschlands ist der Speiseplan alles andere als einheitlich. Dass der Pfifferling in der Schweiz ein Eierschwämmli ist und die Walnuss eine Baumnuss – damit kann man sich als Deutscher rasch anfreunden. Wer jedoch in der Schweiz einen italienischen Vorspeisenteller „ohne Peperoni“ bestellt, dem kann es passieren, dass er einen Vorspeisenteller mit Peperoni bekommt – dafür ohne Paprika. Das, was der Deutsche unter einer Peperoni versteht, ist für den Schweizer – wie übrigens auch für den Italiener – ein Peperoncini. Das Wort Peperoni verwendet der Schweizer hingegen für das, was bei uns der oder die Paprika ist, also das gelb-rot-grüne Gemüse. Das Wort Paprika kennt der Schweizer auch, doch das wiederum gebraucht er nur für das Paprikagewürz. Die Peperoni ist also keine Peperoni. Und auch die Zucchini ist keine Zucchini, sondern eine Zucchetti. Sehr kompliziert, das alles. Man sollte in der Schweiz besser nicht italienisch essen gehen.

Man sollte in der Schweiz auch nicht Auto fahren. In der Schweiz kann man nämlich nirgendwo parken. Die Schweizer parkieren. Sie halten auch nicht vor Ampeln, sondern vor Rotlichtern. Und sie fahren das Auto nur dann in die Garage, wenn es kaputt ist, denn Garage ist im Schweizerischen eine Autowerkstatt. Wer sich wagemutig in den Zürcher Straßenverkehr stürzt, muss auf alles Mögliche achtgeben: auf Velos, Töffs, Töffli, auf andere PW, auf Camions, Cars und natürlich auf das Tram. Da ist es doch bequemer, einfach im Straßencafé sitzen zu bleiben und den Verkehr an sich vorüberziehen zu lassen. Man sollte sich allerdings vorher vergewissern, dass man genügend Franken in der Tasche hat. Oder im Sack.

Denn wo der Deutsche in die Tasche greift, da langt der Schweizer in den Sack. Das berühmte Schweizer Taschenmesser ist gar kein Taschenmesser, sondern ein Sackmesser. Jedenfalls für den Schweizer. Und Kinder bekommen kein Taschengeld, sondern ein Sackgeld. (Das dürfen unsere Kinder hier nie erfahren, sonst wollen die alle in die Schweiz, wo es Säcke voller Geld gibt!) Wer nun glaubt, das Prinzip verstanden zu haben, und das deutsche Taschentuch mit Sacktuch übersetzt, der fällt voll auf die Nase, denn zum Taschentuch sagt der Schweizer Nastuech.

„Glaub mir, die deutsch-schweizerische Geschichte ist eine Geschichte voller Missverständnisse“, sagt Henry, „ich habe da meine Erfahrungen!“ Als Student war er mal einen Sommer lang mit einer Schweizerin zusammen. Sie hieß auch noch Heidi und war sehr hübsch. Henry meinte, ihr korrektes Hochdeutsch beibringen zu müssen, und verbesserte sie in einem fort, weshalb wir ihn schon spöttisch das Fräulein Rottenmeier nannten. Wenn Heidi zum Beispiel sagte, sie habe etwas „am Radio“ gehört, dann sah Henry nach, ob sich hinter dem Gerät womöglich eine Maus versteckt hatte. Wenn Henry ihr erklärte, wie es auf Hochdeutsch heiße, zuckte sie nur mit den Schultern: „Na und? Ich bin mich halt gewohnt, es so zu sagen!“ Und überhaupt sei er ein ziemlicher Tüpflischisser.
Heidi stellte viele Fragen, mit denen sie Henry regelmäßig verwirrte. Ob er ihre blauen Finken gesehen habe. Dabei hatte sie ihm nie gesagt, dass sie Vögel hat. Ob sie heute schon ein Telefon bekommen habe. Dabei besaß sie längst eins. Ob er was dagegen habe, wenn sie mit ihrem Trainer ins Bett gehe. Na, und ob er was dagegen hatte! Nur wenn sie Henry fragte, ob sie „ihn mal wieder aufstellen“ solle, dann sagte er begeistert Ja.

Am Ende des Sommers war es mit der Liebe jedoch vorbei; Heidi gab Henry den Laufpass. Sie meinte, er habe sein Heu nicht auf derselben Bühne mit ihr. „Heu auf der Bühne?“, frage ich nach, „bist du sicher? Mein Auftritt in der Schweiz verspricht dann ja wirklich ein besonderes Erlebnis zu werden!“ – „Mach dich auf einiges gefasst!“, sagt Henry, „in der Schweiz ist es sauglatt!“ – „Aber doch nicht mehr jetzt im Frühling!“, protestiere ich. Henry winkt ab: „Ich sehe schon, du musst noch viel lernen! Aber früher oder später wird dir der Knopf aufgehen!“

In der Nacht träume ich, ich stehe auf der Bühne zwischen lauter Heuballen, bei jedem Schritt drohe ich auszurutschen, denn es ist überall sauglatt, und am Ende bemerke ich, dass mir die Hose offensteht, denn mir ist der Knopf aufgegangen. Schweizgebadet wache ich auf.

Eine Auswahl spezieller schweizerischer Ausdrücke
Abwart Hausmeister
Anke Butter
Auffahrt Christi Himmelfahrt
aufstellen aufmuntern, aufheitern
Badi Freibad
Baumnuss Walnuss
Beiz, Beizer Kneipe, Kneipenwirt
Beseli und Schüüfeli Handfeger und Kehrblech
Billett Ticket, Eintrittskarte, Fahrschein
Bodehochzig Beerdigung
Camion Lastwagen
Car Reisebus
Chätschgummi Kaugummi
Chindsgi Kindergarten
Chläberli Klebestreifen
Chrüsimüsi Durcheinander, Wirrwar
Chuchi Küche
Chuchichaschte Küchenschrank
Coiffeur Friseur
Duvet Bettdecke
Eierschwämmli Pfifferling
einnachten Nacht werden
Einvernahme Verhör
Finke Hausschuh
Garage Garage, auch Autowerkstatt
Glacé Speiseeis, Eiscreme
grillieren Grillen
Gotte, Götti Patentante, Patenonkel
Gurtentrageobligatorium Anschnallpflicht
Karette Schubkarren
Langensee Lago Maggiore
Lavabo Waschbecken
Legi Studentenausweis
Matura Abitur
Müesli Müsli
Müsli Mäuschen, Mäuslein
Nastuech Taschentuch
Nati (gesprochen: Nazi) Nationalmannschaft
Papeterie Schreibwarenhandlung
parkieren Parken
Peperoncini Peperoni
Peperoni Paprika
Pneu Autoreifen
PW Pkw
Rotlicht Ampel
Sackgeld, Sackmesser Taschengeld, Taschenmesser
sauglatt Lustig
Schmutz, Schmützli Kuss, Küsschen
Serviertochter Kellnerin
Ständerlampe Stehlampe
Telefon, ein Telefon bekommen Anruf, einen Anruf bekommen
Töff Motorrad
Töffli Mofa
Trainer Trainer, auch: Trainingsanzug
Tram Straßenbahn
Trottoir Bürgersteig
Tschutimatsch Fußballspiel
Tüpflischisser Pedant, Erbsenzähler
Übergwändli Blaumann, Overall
Velo Fahrrad
Verschrieb Schreibfehler
Verträger Zeitungsausträger
verzeigen anzeigen
Zmittag Mittagessen
Zmorge Frühstück
Znacht Abendessen, Nachtmahl
Znüni Zweites Frühstück
Zucchetti Zucchini
Zvieri Mahlzeit am Nachmittag

(c) Bastian Sick 2008

Diese Kolumne ist auch in Bastian Sicks Buch „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod, Folge 4“ erschienen.

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Kein sprachliches Thema hat die Gemüter in den letzten Jahren so sehr bewegt und erhitzt …

20 Kommentare

  1. Wir (Motorradfahrer) wurden verabschiedet mit den Worten:
    „Habt Sorge beim Renken!“ (Seid vorsichtig beim Kurvenfahren!)

  2. Auch in meinem Sprachgebrauch ist der Fink Vogel. Der Hausschuh hingegen ist auch im Singular ein FinkEN.

  3. Sehr schön auch die „Vernehmlassung“ und das „Verdanken“ des letzten Vorsitzes 😉

  4. Sie haben die Finessen des Schweizer(hoch)deutsch recht gut erfasst, Chapeau!
    Dennoch einige Präzisionen:
    Peperoni heisst auch im Singular „Peperoni“ (und nicht Peperone), Peperoncini in der Einzahl jedoch „Peperoncino“

    Die Garage ist nicht nur die Kfz-Werkstatt , sondern auch, wie in Deutschland, der gedeckte Abstellplatz /die Abstellhalle!

    Und „Karette“ würde ich mit doppel-R schreiben (von ital. carro, der Karren)

    Die Finken hat Marcel ja schon moniert…

  5. Die Liste ist ja toll. Nur gibt es hier in der Schweiz auch regionale Unterschiede – und wenn man DIE alle auflisten würde…
    Nebenbei: die Garage ist bei uns im Oberaargau nicht nur die Autowerkstatt, sondern eben auch, ganz wie bei euch, der Ort, an den wir „am Obe“ das Auto parkieren, pardon, parken.
    Heit e Schöne – Annelise

  6. —“Die Schweizer […] sie halten auch nicht vor Ampeln, sondern vor Rotlichtern.”

    Na, immer noch besser als die deutsche “Lichtsignalanlage”!

  7. Aus der neueren Geschichte:
    Ausschaffung = Abschiebung.

  8. Lieber Herr Sick,
    Ihre Schweizkolumne erinnert mich an meinen alten Französischlehrer, seines Zeichens ein Schweizer, der uns in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts einige französisch-schweizerische Spezialitäten nahebrachte, z.B.
    – Toujoursli – Feuerzeug, das zuverlässig immer zündet
    – Peutetreli – Feuerzeug, das nur gelegentlich zündet
    Ob diese Benennungen heute noch aktuell sind, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis!
    Gruß
    Joachim Guth

    • Hallo, Herr Guth, ich wohne zwar erst seit 57 Jahren in der Schweiz, aber diesen Begriff habe ich noch nie gehört. Das war wohl aus dem privaten Fundus Ihres Lehrers. Es gibt höchstens noch den Begriff „Toutsuiter“ – kommt von „tout de suite“ (= sofort) und bedeutet so viel wie Durchfall.
      Beste Grüsse aus der Schweiz

    • Hallo, Herr Sigrist, ich wohne zwar erst seit 43 Jahren in der Schweiz, aber das „Pötäterli“ hat man mir schon in den ersten Monaten beigebracht. Und zwar als Feuerzeug und als Kondom, das manchmal ja auch nicht hält, was es verspricht… ;-))
      Beste Grüsse aus Zürich

  9. Das mag ja ganz luschtig sii für Öi Düütsche aber da isch nöd ganz alles richtig. Zudem: es gitt gar kei Schwiizerdüütsch – es git Züri-Düütsch, Basel-Düütsch, Bern-Düütsch etc etc. Aber ganz ehrlich: mir wänd gar nöd dass ihr öis zu guet verstönd! Alles isch guet!
    Villi Grüess us Züri
    Erwin

  10. Da ich eine begeisterte Leserin der Werke von Martin Suter bin, sind mir einige der o. g. Begriffe schon begegnet. Manches konnte ich durch den Sachverhalt im Text ableiten, bei manchem musste ich tatsächlich nachschlagen.

  11. Die Liste kann ich durch weitere Wörter ergänzen:
    abklären/Abklärung = aufklären/Aufklärung
    allfällig = eventuell
    Anlass = auch: Veranstaltung
    anläuten = telephonieren
    äufnen = mehren, vergrößern
    auftun = öffnen, auflockern
    behaften = verantwortlich, haftbar machen
    behändigen = aushändigen
    Besammlung = Treffen an einem Treffpunkt
    betreiben = auch: gerichtlich eintreiben
    Bezüger = Bezieher: Renten-, Pensionsempfänger etc.
    bis anhin = bis jetzt
    bödelen = tanzen, stepptanzen
    bodigen = besiegen, zu Boden werfen
    Buße = Geldstrafe zahlen, gebüßt werden = mit Geldstrafe bestraft werden
    campieren = campen
    Coiffeur = Frisör
    Einsitz nehmen = Mitglied eines Gremiums bzw. eines …rates sein
    Einstellhalle = Parkhaus, Tiefgarage
    Eintretensdebatte = soll über eine Gesetzesvorlage überhaupt diskutiert werden?
    ennet, mit Dativ = hinter, jenseits
    Estrich = Dachboden
    fehlbar = Vorschrift übertretend, z. B. ein Park(ierungs)verbot
    Final, m. = Finale, n.
    (sich) f(o)utieren – sich um nichts kümmern, missachten
    Fünfliber = Fünffrankenmünze
    gesamthaft = insgesamt
    Glacé, n. = Speise-Eis
    Glätteisen = Bügeleisen
    glätten = auch: bügeln
    grillieren = grillen
    Gufe = Nadel (Schließgufe = Sicherheitsnadel)
    gumpen = springen
    Hag = Zaun
    Handänderung = Eigentumsübergang von Grundbesitz
    Hand-/Maulorgel = Hand-/Mundharmonika
    Harasse (fem.!) = Getränke-, Bierkiste
    heben = halten (auch in Komposita: hinter vorgehobener Hand)
    Hinschied = Sterben
    in Ausstand treten = wg. Befangenheit nicht teilnehmen
    innert = innerhalb
    inskünftig = zukünftig
    laufen = gehen
    leeren = auch: gießen
    lismen = stricken
    losen = auch: hören, horchen
    luck = lose
    lupfen = heben
    Kommissär = Kommisar
    künden = kündigen
    minim = geringfügig, sehr klein
    Morgenessen = Frühstück
    Omelette, f. = Pfannkuchen, Omelett, n.
    Penalty = Strafstoß, Elfmeter
    pendent = hängig, noch nicht abgeschlossen
    Perron = Bahnsteig
    Pneu = Reifen
    Plausch = Spaß
    Puff = auch: Gewirr, Unordnung, Stress
    Quetschbalken = Ziehharmonika
    Rande = rote Bete
    Rank = Kehre, Kurve
    Rüebli = Möhre
    rühren = auch: werfen, wegwerfen
    Saaltochter = Kellnerin
    Sauce tartare = Remouladensoße
    schletzen = schlagen
    schlitteln = schlittenfahren
    schmecken = riechen
    Schmöckiwasser = Parfum
    Schwamm = auch: Wildpilz
    sich foutieren = sich um jemanden/etwas kümmern
    Sigel/Sickel = Eimer
    Spannteppich = Teppichboden
    spicken = auch: in der Schule von einem abschreiben
    springen = laufen
    Stimmbürger = Wähler
    Unterbruch = Unterbrechung
    Unternehmung = auch: Unternehmen, Betrieb
    Tablar = Regalbrett
    Traktandenliste = Tagesordnung
    Teppich = auch: Bett-Decke
    Töff = Motorrad
    Töffli = Mofa, Moped
    Trassée, n. = die Trasse
    übersétzt (z. B. von Geschwindigkeit) = überhöht
    überrissen (z. B. von Geschwindigkeit) = stark überhöht
    Umtriebe = durch Fehlverhalten ausgelöste Verwaltungsakte
    Unterbruch = Unterbrechung
    untertags = tagsüber
    Velo = Fahrrad
    verdanken, transitiv = jmdm. danken: Er wurde für seine Verdienste verdankt.
    verhalten = standhalten
    Vernehmlassung = Anhörung
    Verlassenschaft = Hinterlassenschaft = das Erbe
    versorgen = auch: wegräumen, einordnen
    verunfallen = verunglücken
    verzeigen = jemdn. anzeigen
    Voressen = Gulasch, Ragout
    Vortritt nehmen/lassen = Vorfahrt …
    weibeln = agitieren
    Zapfen = Flaschenkorken
    Zapfenzieher = Korkenzieher
    zügeln = mit Hausrat umziehen
    Zustupf = Unterstützung, Zuschuss, finanzielles Geschenk, finanz. Zuwendung
    zutun = auch: ab-, verschließen, schließen

    • einen Eintrag habe ich auch noch:
      Verdauungsschnaps (norddeutsch: Verteiler) – in Schaffhausen: Verzehrerli

      Wohlsein!

      Peter Hofmann

  12. Seit über 40 Jahren in der Schweiz, amüsiere ich mich noch immer über die deutsch-helvetische Sprachverwirrung, zumal schon die Artikel unterschiedlich gebraucht werden…
    Das fängt an mit „fegen“, „wischen“ und „feucht aufnehmen“ und endet noch lange nicht mit „Rock“ für „Kleid“ und „Jupe für „Rock“ etc. In Kindergarten und Schule wird übrigens nicht Hochdeutsch gesprochen sondern Schriftdeutsch (sic!) (und das ist wirklich ein riesiger Unterschied! ;-)))

    aber: ein Peperoncino (italienisch)
    ein Zucchetto (italienisch und schweizerisch: männlich; die Zucchetti=Plural)
    und der Tüpflischiisser ist ein Scheißer (Korinthenkacker) und kein Schisser… ;-)))

    Ich freue mich jedenfalls auf Ihre nächste Show in Zürich (wohin Sie übrigens nicht fahren sondern – worauf – Sie gehen werden… „Ich gang uf Züri“)

    Beste Grüsse von dort!

  13. Stéphanie Berger

    Grüezi Herr Sick

    Mit grosser (dieser Text ist ohne das ß) Wonne habe ich Ihre Kolumne über Gottes Auszug aus Frankreich gelesen. Als Schweizerin musste ich schmunzeln, haben wir hier doch eher das Gefühl, dass Gott nicht nur nach USA ausgewandert ist, sondern zusammen mit seinen kleinen Bruder aus Deutschland bei uns Einzug gehalten hat.

    Aus meinem therapeutischen Schaffen und den dazugehörenden Weiterbildungen, bin ich neuen Sprachformen ausgesetzt, die eine jeweils anschliessende Aggressionstherapie nötig machen. Naturgemäss sind die Deutschen in unserer Branche führend und unsere helvetischen Löhne so attraktiv, dass viele Ihrer Landsmänninnen und -männer zu uns Seminare geben kommen. Das tönt dann so:

    „…. wir gehen danach in die Diskussion.“ „Lasst uns in die Stille gehen.“
    oder
    „…. geben Sie mir Ihre Bemerkungen zeitnah ab.“
    oder
    „… Das Brötchen ist richtig kross!“
    oder
    „… ihr Schweizer habt ja das grossartige Müsli erfunden, nicht nur das Ricola Bonbon“

    Darf ich meinen Schweizer Senf dazu geben? Ungefragt, ich weiss, aber mir würde es die Seele leichter machen (es erleichterte meine Seele):
    In die Diskussion gehen!!!! Ich wüste schon gerne, ob die Diskussion weich, bewaldet oder sonst was ist, bevor ich mich da hinein begebe… Bis noch vor wenigen Jahren (die rechtskonservativen Schweizer Politiker würden sagen: Bevor die Deutschen unsere Kaderstellen überfluteten) hiess das bei uns noch: Wir führen eine Diskussion.
    Zeitnah!! Falls Sie, Herr Sick, ein Zeit-Ort-Messgerät ISO zertifiziert übrig haben, dann kaufe ich Ihnen gerne eines ab. Denn wir traditionell pünktlichen Schweizer haben noch keines gefunden, welches uns das Deutsche Zeitnah definiert. Wäre das dann eine Uhr mit Massstab oder einen Massstab mit Zeitmesser?
    Krosse Dinge. Ist das Englisch?? Plötzlich findet man dieses Adjektiv auch in der Schweizer Werbung. Wird jetzt das wunderbare Gebäck unserer Französischen Nachbarn zum Krossont??
    Zum Frühstück ein Müsli…. Neulich in Berlin zu Besuch bei Freunden mussten meine Kinder und ich grinsen, als diese extra für ihren Schweizer Besuch Müsli eingekauft haben….Ist schon krass, dass Ihr Mäuse esst! Esst ihr sie denn wenigstens kross? Wir Schweizer haben das Bircher Müesli (nach dem Erfinder Dr. Bircher) oder einfach nur Müesli.

    So, mir geht es deutlich besser, seit ich in die Schreibarbeit an Sie gegangen bin und versucht habe, so kross wie möglich zu formulieren. Falls Sie diese Zeilen zeitnah lesen, fühlte ich mich sehr geschmeichelt. Derweil genehmige ich mir für die Pause ein krosses Mäuschen.

    Herzliche Grüsse aus Bern!

    Stéphanie Berger

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