Dienstag, 26. März 2024

seit/seitdem

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Foto: Kann man machen, muss man aber nicht. Ein schlichtes „seit“  ist eleganter.  
Die Konjunktionen „seit“ und „seitdem“ sind einander zwar sehr ähnlich, doch unterscheiden sie sich, und das nicht nur in der Länge. Die Faustregel lautet folgendermaßen:
„Seit“ verweist auf ein Ereignis, das danach genannt wird. „Seitdem“ verweist auf ein Ereignis, das bereits zuvor genannt wurde:

  • Deutschland wird von einer Frau regiert, seit -> Angela Merkel 2005 erstmals zur Kanzlerin gewählt worden ist.
  • 2005 wurde Angela Merkel erstmals zur Kanzlerin gewählt. <- Seitdem wird Deutschland von einer Frau regiert.

Das „dem“ in „seitdem“ hat den Charakter eines Platzhalters, eines Pronomens, steht also für etwas, das bereits erwähnt worden ist. So wie auch in diesem Beispiel:

  • Im Dezember 2008 haben wir uns kennengelernt und Hals über Kopf verliebt. Seitdem sind wir ein Paar.

Ohne dieses „dem“ wäre der zweite Satz grammatisch nicht vollständig: „Seit sind wir ein Paar“. Man muss „seit“ erst eine nähere Bestimmung an die Seite stelle, damit der Satz verständlich wird: „Seit damals (oder auch: Seit jenem Tag) sind wir ein Paar.“

„Seit“ kann also nicht genauso gebraucht werden wie „seitdem“. Umgekehrt wird „seitdem“ aber oft in derselben Bedeutung gebraucht wie „seit“:

  • Seit ich wieder Sport mache, habe ich fünf Kilo abgenommen.
  • Seitdem ich wieder Sport mache, habe ich fünf Kilo abgenommen.

Und hier gilt: Der Duden lässt den zweiten Satz zwar gelten, aber elegant ist er nicht. Denn ein mit „seitdem“ eingeleiteter Satz verweist auf etwas, das zuvor gesagt wurde, und nicht auf etwas, das erst noch gesagt werden wird.

Besser also:

  • Ich mache wieder Sport. Seitdem habe ich fünf Kilo abgenommen.

„Seitdem“ ist nicht gleichbedeutend mit „seit“, sondern mit „seither“.
(c) Bastian Sick 2014


Zwiebelfisch: Was ist Zeit?

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4 Kommentare

  1. Dietrich Junge

    Lieber Herr Sick, ich danke Ihnen, dass Sie das einmal so deutlich klargestellt haben. Seit ewigen Zeiten gehen mir Sätze, die mit „seitdem ich“ oder „seitdem wir“ beginnen, gehörig gegen den Strich, aber so klar begünden (mit den unterschiedlichen Verweisrichtungen) konnte ich es nicht. Seit es nun diesen Artikel gibt, kann ich einfach darauf verweisen. Seitdem ist vieles leichter. Danke!

  2. Frank Friedrichs

    Hallo Herr Sick, der Duden zieht sich da ja ganz elegant aus der Affäre, indem er einfach zweimal das Wort „seitdem“ aufführt:
    – einmal als Konjunktion in der von Ihnen zu Recht kritisierten Verwendung,
    – einmal als Adverb mit dem Bezug auf das zuvor Gesagte.
    Und damit hat er recht! Wenn „seitdem“ nämlich nicht zwei Sätze miteinander verbindet, sondern in einem schlichten Hauptsatz steht („Seitdem sind wir ein Paar.“), ist es keine Konjunktion (mehr), auch wenn es die beiden Wörter „seit“ und „dem“ miteinander verbindet …
    Herzliche Grüße!

  3. … man hätte auch noch anmerken können, daß – folgte man der Empfehlung des Dudens – „seit“ immer einen Nebensatz einläutet, während mit „seitdem“ immer ein Hauptsatz beginnt.

    Bei dem Beispiel auf dem Foto kräuseln sich mir die Nackenhaare! *brrrr*

  4. Lieber Herr Sick, in diesem Zusammenhang fällt mir immer die Ausdrucksweise ein: „Ich spiele Klavier, seit ich 12 Jahre alt bin.“ Ich finde, es muss heißen: „… seit ich 12 Jahre alt war“; denn niemand bleibt ein Leben lang gleich jung. Was meinen Sie? Beste Grüße!

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