Samstag, 26. Oktober 2024

Für mich als Kunde – oder als Kunden?

Heute fand ich diese Werbung von Vodafone in meinem Briefkasten. Das verwunderte mich gleich aus zweierlei Gründen: Zum einen hatte ich bereits vor geraumer Zeit bei Vodafone darum gebeten, mir keine Werbung mehr zu schicken, was mir auch per E-Mail bestätigt worden war, sodass ich nun allen Grund habe, an der Datensicherheit Vodafones zu zweifeln.

Zum anderen muss ich auch die Sprachkompetenz des Vodafone-Teams bezweifeln – da es mich »als Festnetz-Kunde« anspricht und nicht »als Festnetz-Kunden«:

»Exklusives Angebot für Dich als Festnetz-Kunde« heißt es in der Überschrift. Für mich als grammatikfesten Kunden war das wie eine Ohrfeige. Da hilft auch kein »Hammerpreis«. Die Präposition »für« regiert den Akkusativ und sorgt dafür, dass »du« zu »dich« wird. Doch auch das Wort »Kunde« hätte im Akkusativ stehen müssen, da »als« wie ein Gleichheitszeichen wirkt: Was der Konjunktion »als« folgt, muss im gleichen Kasus, Genus und Numerus stehen wie das, was ihr vorausgeht.

Und der Akkusativ von »Kunde« lautet nicht »Kunde«, sondern »Kunden«. Deutlicher wird dies, wenn man einen Artikel davorsetzt: der Kunde (Nominativ), des Kunden (Genitiv), dem Kunden (Dativ), den Kunden (Akkusativ).

Ich habe dies zum Anlass genommen, eine kleine Tabelle zu basteln, aus der hervorgeht, wie man »Du als Kunde« und »Du als Kundin« in allen Fällen beugt – jeweils »nackt«, also ohne Artikel, sowie jeweils hinter bestimmtem Artikel, Pronomen oder Adjektivattribut. Vielleicht sieht das aus der Werbeabteilung von Vodafone jemand und zieht daraus eine Lehre für künftige Schreiben. Aber bitte nicht an mich, denn wie gesagt habe ich mir die Zusendung von Werbung verbeten.

Diese Sprachauskunft ist für Vodafone übrigens kostenlos – im Unterschied zu allem, was Vodafone mir als Kunden zu bieten hat. Vielleicht zeigt man sich ja erkenntlich und erlässt mir für einen Monat die Festnetzgebühren. Dann fühlte ich als daten- und sprachmissbrauchter Kunde mich gleich etwas besser.

PS: Die Formen »Er schreibt dir als Kunde« oder »Er begrüßt dich als Kunde« gibt es gleichwohl, allerdings ist dann »er« der Kunde, nicht »du«. Wenn Vodafone dich »als Festnetz-Kunde« begrüßt oder anschreibt, dann ist Vodafone der Festnetz-Kunde. Da kann man nur hoffen, dass das Unternehmen einen guten Anbieter gefunden hat.


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6 Kommentare

  1. „Für mich als grammatikfesten Kunden war das wie eine Ohrfeige.“
    Müsste es nicht „für mich als grammatikfestem Kunden“ heißen?
    Das Wort „als“ ist nach meiner Meinung nicht immer wie ein Gleichheitszeichen, sonst könnte ich doch auch nicht fragen „für mich als WEM?“

  2. Zusatzfrage: Was halten Sie grammatisch von folgendem Satz:
    „Für ihn, einem trainierten Sportler, war dieser Sprung kein Problem.“
    Wenn dieser Satz grammatisch korrekt ist, kann er wohl auch wie folgt formuliert werden: „Für ihn als einem trainierten Sportler …“, oder?

    • Ivan Stolinov

      Da „einem trainierten Sportler“ eine Apposition darstellt, die mit dem Beziehungswort (in diesem Satz „ihn“) austauschbar ist und im selben Kasus wie das Beziehungswort steht, muss es heißen „einen trainierten Sportler“, weil die Präposition „für“ immer mit dem Akkusativ verwendet wird. Dementsprechend muss der zweite Satz folgendermaßen lauten: „Für ihn als (einen) trainierten Sportler …“

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