Samstag, 19. Oktober 2024

verbitten/verbieten/verbeten

Wir verbieten uns das Einwerfen420_fLijXr7N_f.jpg

 Zwischen den Verben „verbieten“ und „verbitten“ kommt es gelegentlich zu Verwechslungen. Im Unterschied zu „sich etwas verbitten“ wird das Verb „verbieten“ nur selten reflexiv gebraucht, zumal Verbote eher für andere ersonnen werden als für einen selbst. Es gibt jedoch eine Ausnahme, denn Dinge, die völlig ausgeschlossen sind, verbieten sich von selbst. Die Farbkombination rosa — orange zum Beispiel, die verbietet sich von selbst.

Das Verb „verbitten“ hingegen ist vollreflexiv, es kann ohne „sich“ nicht existieren. Wer „sich etwas verbittet“, der weist etwas energisch zurück: Der Gast verbittet sich die beleidigende Bemerkung des Kellners, die Eltern verbitten sich die Einmischung des Lehrers.

Der Bedeutungsunterschied zwischen verbieten und verbitten kann zu Irritationen führen. Auf einem Messingschild an einer Haustür einer Münchner Wohnung steht: „Nach Bundesgerichtsurteil verbieten wir uns, das Einwerfen von Stadtteilanzeigern und Werbeschriften jeder Art. Die Hausgemeinschaft“. An diesem Schild ist nicht nur das Komma originell, sondern auch die Tatsache, dass die Hausgemeinschaft hier freimütig über ein Verbot informiert, das sie über sich selbst verhängt hat. Man ahnt, welche Streitigkeiten dem vorausgegangen sind: Erst haben sich die Bewohner des Hauses gegenseitig die Briefkästen mit Werbung vollgestopft, dann haben sie einander verklagt, es folgten erbittert geführte Prozesse. Nur ein Machtwort  des Bundesgerichtshofs vermochte den Hausfrieden wiederherzustellen.

„Verbitten“ wird im Perfekt zu „verbeten“, so zum Beispiel in der umständlichen, aber wohlklingenden Formulierung: „Das möchte ich mir aber verbeten haben!“

Manch einer scheint „verbeten“ für die Grundform zu halten. So las man in einem Bericht der „Stuttgarter Zeitung“ über eine New Yorker Musikgruppe: „Doch von diesen Ausbrüchen abgesehen, verbeten sich The Strokes die Mätzchen traditioneller Rock-’n‘-Roll-Shows.“ Man kann sich in der Kirche vielleicht mal verbeten, wenn man beim Vaterunser durcheinander gerät, aber die hier angesprochenen Mätzchen verbittet man sich besser — wenn sie sich nicht von selbst verbieten.

 

 

sich verbitten

verbieten

Präsens

ich verbitte mir

ich verbiete

Präteritum        

ich verbat mir

ich verbot

Perfekt

ich habe mir verbeten       

ich habe verboten       

Lesen Sie auch:

nackt / nackend / nackert / nackig

Foto: Angebot in Berlin-Charlottenburg, eingeschickt von Michael Gohlke Wenn es um den entkleideten Körper geht, …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert