Donnerstag, 25. April 2024

Nur keine Torschusspanik!

Was hat es mit der berühmten Panik vor dem Tor auf sich? Geht es dabei ums Schießen oder ums Schließen? Und dürfen Produkte aus Papier papierhaft genannt werden? Leser stellen Fragen, der Zwiebelfisch gibt Antwort.

Frage eines Lesers:

Jahrelang glaubte ich, dass man, wenn überhaupt, nur eine „Torschusspanik“ haben könne. Nun höre ich aber immer wieder, dass meine Vorstellung einer Angst vor einem verzogenen Schuss aufs Tor nicht richtig sein soll. Heißt es tatsächlich „Torschlusspanik“? Wird da nicht irgendwas mit „Kurzschlussreaktion“ verwechselt?

Antwort des Zwiebelfischs:

Es heißt tatsächlich „Torschlusspanik“. Dieser Ausdruck geht zurück auf frühere Zeiten, als Städte noch von Mauern umgeben waren. Allabendlich wurden die Tore geschlossen; wer es nicht rechtzeitig in die Stadt geschafft hatte, musste damit rechnen, die Nacht vor den Toren zu verbringen. Daher hasteten die Menschen bei Sonnenuntergang bisweilen wie in Panik auf die Stadttore zu, um nicht ausgesperrt zu bleiben. Verwandt mit der Tor(es)schlusspanik sind die Redewendungen „kurz vor Toresschluss“ (gerade noch rechtzeitig) und „nach Toresschluss“ (zu spät).

Im Fußball mag es auch so etwas wie Torschusspanik geben, eine Psychose, die zum Beispiel einen Elfmeterschützen heimsucht. Doch dieser Ausdruck gilt – im Unterschied zur Torschlusspanik – nicht als feststehende Wendung.

(c) Bastian Sick 2004

 


Diese Kolumne ist auch in Bastian Sicks Buch „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod, Folge 2“ erschienen.

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