Frage eines Lesers: Lieber Zwiebelfisch, gerade bin ich mit meinen Kollegen über einen Begriff gestolpert, der mir bis dato unbekannt war: „Sofern eine Zuordnung nicht trennschaft zu treffen ist, ist entweder ein Zwischenschritt einzufügen oder das Gebiet zu wählen, welches größeren Anteil hat.“ Nun meine Frage an Sie: Was bedeutet das Wort „trennschaft“? Kann das überhaupt ein offizielles Adjektiv sein, oder liegt hier nicht eher ein falscher Suffixgebrauch vor, da -schaft doch normalerweise stets ein Substantiv kennzeichnet (Freundschaft, Wirtschaft, Gemeinschaft)? Falls es existiert, woher kommt es? Ich hoffe sehr, dass Sie mir weiterhelfen können und freue mich auf Ihre Rückmeldung! Samuel S., Remseck am Neckar
Antwort des Zwiebelfischs: Lieber Samuel! Was Ihre Frage betrifft, so bin ich mir ziemlich sicher, dass es sich hier nicht um ein rätselhaftes neues Wiewort, sondern um einen leicht erklärlichen Tippfehler handelt. Mit „trennschaft“ dürfte in Wahrheit wohl „trennscharf“ gemeint sein, eine adjektivische Bildung zum Hauptwort „Trennschärfe“, das in der Physik (Trennschärfe eines Empfangsgerätes) und in der Statistik (Trennschärfe eines Tests) seinen festen Platz hat. Aus einem statistischen Zusammenhang scheint mir auch das von Ihnen genannte Zitat zu stammen.
Eine „trennscharfe Zuordnung“ ist eine exakte Zuordnung, man könnte auch von einer „eindeutigen Zuordnung“ oder einer „zweifelsfreien Zuordnung“ sprechen. Die Buchstaben „f“, „t“ und „r“ liegen auf der Tastatur dicht beieinander, da ist ein Vertippen („schaft“ statt „scharf“) schnell passiert. Wann immer Sie zu einer bestimmten Schreibweise von Google keine glaubwürdigen Belegstellen angezeigt bekommen, handelt es sich um eine Vertipp-Variante. Die Verschreiber werden ja von Google gleichermaßen erfasst und gelistet. Daher gilt es, bei Google-Ergebnissen immer auf der Hut zu sein!
Als Hauptwort ist „Trennschaft“ übrigens vorstellbar, wenn man es als Zusammensetzung aus „Trenn“ und „Schaft“ betrachtet, also als einen trennenden Schaft. Ich bin sicher, dass es im Maschinenbau dafür Verwendung gibt.
In der Hoffnung, Ihnen geholfen zu haben, verbleibe ich mit den besten Grüßen Ihr „Zwiebelfisch“
(c) Bastian Sick 2011