Frage eines Lesers aus Frankfurt am Main: Sehr geehrter Zwiebelfisch, am Silvesterabend fuhr ich mit meiner Frau auf der großen Straße von Süden nach Norden durch Frankfurt. Nach der Brücke über den Main liegt rechterhand Frankfurts bekanntestes Bordell. Beim Passieren sagte meine Frau: „Schau mal, beim Puff haben sie die Weihnachtsbeleuchtung schon abgeschaltet!“, und ich fragte sie und jetzt Sie: Warum heißt ein Puff eigentlich Puff?
Antwort des Zwiebelfischs: Sehr geehrter Herr Dr. Schrader, „Puff“ war der Name eines alten Brettspiels mit Würfeln. Das Wort ist die lautmalerische Umsetzung des dumpfen Geräuschs, das beim Aufschlagen der Würfel entsteht. Im 18. Jahrhundert wurden Bordellbesuche gern als harmlose Gesellschaftsspiele verklausuliert, man sagte zum Beispiel: „Er hat mal wieder mit einer Dame Puff gespielt“ oder „Lasst uns zum Puff gehen“. So wurde das Würfelspiel alsbald Synonym für die Institution. Während das Spiel als solches irgendwann aus der Mode geriet, hat sein Name dank der allzeit existierenden Etablissements bis heute überlebt. Freilich taugt das Wort längst nicht mehr zur Verschleierung. Wer nicht direkt aussprechen mag, wo er sich mit wem auf welche Weise amüsiert hat, der verwendet heute lieber Umschreibungen wie „externer Kundentermin“ oder „Überstunden im Büro“.
Das „Puff“-Spiel gibt es übrigens immer noch, es wird heute auch „Tricktrack“ genannt. Am bekanntesten dürfte es aber unter seinem englischen Namen sein: „Backgammon“.
(c) Bastian Sick 2004
Diese Kolumne ist auch in Bastian Sicks Buch „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod, Folge 2“ erschienen.