Eine Leserin stellt die Frage, ob die Wortfolge „wie zum Beispiel“ doppelt gemoppelt und somit als stilistisch unschön anzusehen sei. Der Zwiebelfisch erklärt, dass man „wie“ und „z. B.“ zwar jeweils allein verwenden könne, dass es aber gute Gründe dafür gibt, warum die beiden so oft im Doppelpack erscheinen.
Frage einer Schulbuchautorin aus Baden-Württemberg:
Ich suche derzeit im Internet nach einem Beleg, dass „wie z. B.“ doppelt gemoppelt ist. Es macht mich nämlich wahnsinnig, das immer wieder zu lesen:
… beispielhafte Bildungseinrichtungen wie z. B. Schulen, die …
Wäre es nicht besser zu schreiben:
… beispielhafte Bildungseinrichtungen wie Schulen, die …
… beispielhafte Bildungseinrichtungen, z. B. Schulen, die …
Also ist das jetzt ein Pleonasmus oder nicht?
Antwort des Zwiebelfischs: Sehr geehrte Leserin, die von Ihnen angeprangerte Phrase „wie z. B.“ ist kein echter Pleonasmus, auch wenn Sie darin recht haben, dass jedes der beiden Teile für sich allein genügt.
Im Unterschied zu „zum Beispiel“ und „beispielsweise“ ist „wie“ ein Bindewort, das den folgenden Vergleich geschmeidig an den Satz anfügt. Verzichtet man auf das „wie“ und arbeitet nur mit „z. B.“, so erzeugt man einen Einschnitt, eine Zäsur, die den Redefluss unterbricht. Wenn man diese Zäsur aber vermeiden möchte, ist es legitim, dem „z. B.“ ein „wie“ voranzustellen. Es fungiert somit als „Schmiermittel“.
Freilich könnte man argumentieren, dass man dann auf das „z. B.“ verzichten könne. Aber „wie“ ist nun einmal ein sehr kleines Wörtchen, das nicht zwangsläufig aus sich heraus erklärt, dass ihm ein oder mehrere Beispiele folgen. Manchmal kann es nämlich auch „und“ bedeuten: „Schüler wie Lehrer rannten aufgeschreckt ins Freie.“
Wenn Sie die folgenden drei Fälle miteinander vergleichen, werden Sie feststellen, dass sie nicht alle gleichbedeutend sind, sondern sich jeweils in einer Nuance unterscheiden.
1. Es müsste jemand Mutiges sein, z. B. du.
2. Es müsste jemand Mutiges sein wie du.
3. Es müsste jemand Mutiges sein wie z. B. du.
Der erste Satz sagt, dass „du“ es sein müsstest.
Der zweite sagt, dass es jemand sein müsste, der so mutig ist wie du.
Der dritte sagt, dass es jemand sein müsste, der mutig ist, und dieser jemand könntest du sein.
Dennoch zeichnet sich Ihr Beispiel durch eine stilistische Doppelung aus, die irritierend wirkt:
… beispielhafte Bildungseinrichtungen wie z. B. Schulen, die …
Zwar bedeuten „beispielhaft“ und „zum Beispiel“ nicht dasselbe, doch kommt in beiden das Wort „Beispiel“ vor. Das würde ich vermeiden und eher von „vorbildlichen Bildungseinrichtungen“ sprechen oder etwas Ähnlichem.
Apropos „ähnlich“: Ein tatsächlicher Pleonasmus liegt vor, wenn man einer mit „wie z. B.“ eingeleiteten Aufzählung noch ein „oder Ähnliches“ (o. Ä.), „und andere“ (u. a.) oder „und so weiter“ (usw.) anhängt wie im folgenden Beispiel:
Südfrüchte wie z. B. Zitronen, Apfelsinen, Mandarinen, Limonen o. Ä.
Den Nachsatz „o. Ä.“ kann man sich sparen, weil man eingangs bereits deutlich gemacht hat, dass es sich um eine Aufzählung von Beispielen handelt.
Ich verabschiede mich mit einer Reihe von erlesenen weihnachtlichen Wünschen wie z. B. friedliche Festtage, freudige Stunden im Familienkreis, Besinnung und Ruhe und vieles mehr.
Zum Thema: Zweifach doppelt gemoppelt
Tabelle: 48 Beispiele für Pleonasmen
Klasse, das „wie“ als Schmiermittel.
Ich genieße Herrn Sicks Ausführungen immer, denn sie bereichern, bestätigen und beflügeln mich. Schmiermittel – sehr schön! Das Augenmerk sei aber auch auf den ganzen Text mit dem Beispiel gelenkt. Da sehen wir hässliches Behördendeutsch („Verwendung […] kann […] erfolgen“), semantische Verworrenheit („Umgang […] von so hoher Relevanz“) und „verantwortungslose“ Passivkonstruktion („Warum wird […] nicht […] dafür gesorgt“). Um es ironisch zu nehmen: Ach, wäre im Text doch der Umgang mit der deutschen Sprache von so hoher Relevanz gleichfalls im Blick gehabt worden!
Ganz, ganz herzlichen Dank für diesen Artikel. Ich habe als Schülerin mal ein „wie z. B.“ vom Lehrer als Fehler markiert bekommen und mich damals ein wenig darüber aufgeregt. Jetzt weiß ich – er war im Unrecht! 🙂
Soweit ich das immer verstanden habe, spricht man von einem Pleonasmus, wenn man zwei Begriffe hintereinander benuzt, die die gleiche Bedeutung haben: „kleiner Obolus“ z. B. (ein Obolus ist schon eine kleine Münze) oder „vollste Zufriedenheit“: voller als voll geht nicht, also wozu die Steigerung?