Donnerstag, 18. April 2024

Casino Royal(e)?

Eine Leserin möchte wissen, ob der Titel des neuen James-Bond-Films einen Grammatikfehler enthält. Das wäre in der Tat ein unerhörtes Ding! Ein Fall für den Zwiebelfisch, Grammatikagent mit der Lizenz zum Nachschlagen.

Frage eines Lesers aus Ludwigshafen:

Lieber Zwiebelfisch, seit meinem letzten Kinobesuch bewegt mich eine Frage: Wieso schreibt sich der neue James-Bond-Film „Casino Royale“ eigentlich mit einem „e“ am Ende? Soweit ich weiß, bekommen im Französischen doch nur die weiblichen Adjektive ein „e“, das Wort „casino“ ist aber männlich. Müsste der Film daher nicht „Casino royal“ geschrieben werden?

Antwort des Zwiebelfischs: 

Mir war diese Ungereimtheit, auf die Sie hinweisen, bislang gar nicht aufgefallen – obwohl ich doch Romanist bin und genau wie Sie stutzig hätte werden müssen. Aber man kann nicht alles wissen. Ich habe auch jahrelang geglaubt, das spanische Gesangsduo „Baccara“ müsse einen immensen Erfolg in Las Vegas haben, weil es dort in ganz vielen Casinos angepriesen wurde. Irgendwann habe ich dann erfahren, dass „Baccara“ der Name eines Kartenspiels ist und dass niemand in Las Vegas je das Lied „Yes Sir, I can boogie“ gehört hatte. Doch zurück zu Ihrer Frage: Wie meine Recherchen ergaben, handelt es sich bei dem „e“ am Ende von „Casino Royale“ gar nicht um eine Ungereimtheit. Es gibt eine ziemlich einfache Erklärung dafür.

Was das Französische betrifft, so haben Sie Recht, die Form „royale“ (= königlich) ist weiblich, hinter dem männlichen Hauptwort „casino“ darf im Französischen nur die männliche Form „royal“ stehen. 

Nun ist aber James Bond bekanntermaßen ein Engländer, genau wie sein Erfinder Ian Fleming (1908 – 1964). Das 1953 erschienene erste James-Bond-Abenteuer „Casino Royale“ war ein englisches Buch mit einem englischen Titel – auch wenn dieser recht französisch klingt. Im Englischen wäre „Casino Royale“ erst recht falsch, denn erstens steht im Englischen – wie bei uns im Deutschen – das Attribut vor dem Hauptwort und nicht dahinter, und zweitens gibt es das Wort „royal“ überhaupt nur ohne „e“, egal ob bei der männlichen Royal Airforce oder der weiblichen royal family. Sollte der Titel also tatsächlich so viel wie „Königskasino“ bedeuten, müsste er auf Englisch „Royal Casino“ heißen. So weit, so falsch oder richtig.

In Wahrheit aber handelt es sich bei „Royale“ gar nicht um ein Adjektiv, sondern um einen Namen. Dieser geht auf einen Ort namens Royale-les-Eaux zurück, der irgendwo in Frankreich liegen soll. Doch Sie brauchen keinen Atlas zu bemühen; denn Sie werden diesen Ort nicht finden, da er nicht existiert. Er ist genauso fiktiv wie James Bond selbst. „Casino Royale“ ist also genauso zu lesen wie „Casino Baden-Baden“ oder „Casino Westerland“. Für die aktuelle Kinofassung dieses ersten James-Bond-Abenteuers wurde der Schauplatz von Frankreich nach Montenegro verlegt. Der Zusammenhang zwischen dem Filmtitel und der Geschichte ist für den Kinobesucher nicht mehr unbedingt erkennbar, aber das macht nichts, denn seit wann kommt es bei James Bond auf den Zusammenhang an?

Übrigens gab es 1967 schon einmal einen Kinofilm namens „Casino Royale“. Er zählt aber nicht zu den „echten“ James-Bond-Filmen, sondern ist als eine Parodie zu sehen. Trotz hochkarätiger Besetzung (Peter Sellers, David Niven und Woody Allen) war der Film kein Erfolg. Am berühmtesten ist die Musik: Burt Bacharachs „The look of love“, im Film von Dusty Springfield auf Englisch und von Mireille Mathieu auf Französisch, Deutsch, Italienisch und Spanisch gesungen, wurde ein Welthit.

(c) Bastian Sick 2007

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