Alle paar Jahre dreht sich im Juni und Juli alles nur um ein Thema: Fußball! Man diskutiert über Mannschaften und Spieler, Trainer und Techniken, über Fouls, Fehlpässe, verpatzte Elfmeter – und ganz am Rande auch mal über verpatzte Grammatik. Eine Leserin war in einer dpa-Meldung über die Niederlande gestolpert. Genauer gesagt über das, was danach kam, nämlich das Wort »hat«.
Nach dem vorletzten Spiel der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien hatten verschiedene Tageszeitungen eine Meldung der Deutschen Presseagentur abgedruckt, die folgendermaßen begann:
Brasília (dpa) – Die Niederlande hat sich durch einen souveränen 3:0-Sieg gegen Gastgeber Brasilien den dritten Platz bei der Fußball-Weltmeisterschaft gesichert.
Eine Leserin zweifelte, ob dies die richtige Wortwahl sei, und wandte sich an mich. Nach ihrem Gefühl müsse es »Die Niederlande haben« heißen. Allerdings, gab die Leserin zu bedenken, stehe das Kürzel »dpa« davor; eine namhafte Agentur, die sich auskenne in der Welt und es wohl wissen müsse. Zu ihrer Beruhigung stellte ich fest: Auch die Deutsche Presseagentur kann sich irren, gerade in Bezug auf Grammatik. Die Niederlande heißen so, weil sie aus mehreren »niederen Landen« bestehen, darunter Friesland, Holland und Gelderland. Sie sind also ein Mehrzahl-Gebilde und haben daher Anspruch auf grammatische Plural-Behandlung. Oft denken wir bei den Niederlanden nur an einen Teil davon, nämlich an Holland, und sagen auch nur Holland, was die Niederländer selbst zum Glück nicht stört. Friesen, Drenther, Gelderländer, Seeländer, Brabanter und Limburger regt es in der Regel nicht auf, wenn sie von uns für Holländer gehalten werden. Zum Ausgleich werden wir Deutsche dafür von den Franzosen allesamt für Alemannen gehalten und von den Finnen für Sachsen. Und von den Bayern für (Sau-) Preußen.Was also den Ausgang der WM betrifft, so kann man nur feststellen: Die Niederlande haben sich den dritten Platz durch einen 3:0-Sieg gegen Brasilien gesichert, und sie haben ihn auch verdient. Jedes einzelne daran beteiligte niedere Land. Die Ironie will es, dass die Niederländer selbst ihr Land als einen Singular sehen: das Niederland. Bei ihnen heißt es »Nederland heeft (nicht: hebben) gewonnen«. Im Deutschen, Englischen und im Französischen hingegen wird der europäische Staat, der weniger Fläche beansprucht als Niedersachsen, zu einem vielländrigen Gebilde. Doch für die Niederländer gilt: ein König, ein Käse, ein Land. Hoch lebe Niederland!
Mehr zur Frage »Einzahl oder Mehrzahl?«:
Zwiebelfisch: Die unvorhandene Mehrzahl
Zwiebelfisch: Muss eine Reihe von Ministern müssen?
Fragen an den Zwiebelfisch: Gibt es Leggings und Hotpants in der Einzahl?
Fragen an den Zwiebelfisch: Heißt es ›die Beatles‹ oder ›The Beatles?‹
Genaugenommen sind es nicht die Bayern, die „(Sau-)Preissn“ sagen, sondern die Baiern (von manchen auch „Altbaiern“ genannt, damit man den Unterschied auch hören kann). Bayern mit Y existiert erst seit Napoleon, und zwar als sprachlich aus bairisch, schwäbisch und fränkisch sprechenden Menschen zusammengesetzter Staat. Das Adjektiv „bayrisch“ mit Y bezieht sich daher auf diesen Staat und nicht auf einen bestimmten Dialekt.
und ich hatte gedacht, es hinge mit Prinz Otto zusammen, der gleichermaßen auch König über Griechenland war, der das griechische i und die Landesfarben in beide Länder brachte. Weil das griechische i mit der Politik einhergeht, sind denn die politischen Grenzen bayerisch, die Landesteile aber Baiern, Franken und Schwaben…
… aber dabei gilt es zu bedenken, dass der Preiss/ß – insbesondere der Saupreiss – für den Bayern und seine bajuwarogenen, bzw. bajuwarophilen Mitbewohner nicht speziell eine Person sein muss, sondern oft genug ein Zustand damit gemeint ist. So kann der Preuss durchaus auch ein niederländischer Holländer sein, sogar ein Japaner (dann ist es ein „Saupreiß, japanischer“).
Nachweis auf Wikipedia boarisch nachzulesen*:
„Damned Saupreiß!
[AFN-Sprecher „Host“ Jim Sampson 1976 auf dem Münchener Oktoberfest zusammen mit anderen GIs, einen Japaner sichtend]“
*Unter Boarische Fluachsammlung – bei „Deppade Deppn“
… leider gab es keine Chance, dass „Holland“ mit allen Kanten und Psychotricks und Robben und de Jongs … die „Moffen“ nicht besiegen konnte; sie hätten (Plural; Holländer sind immer in der Mehrzahl; unter sich; besonders in der Elftal) es wohl geschafft, wie die niederländische Königsfamilie es geplant hatte… >> schreibt ein Deutscher, der mit 25 Jahre seine niederländische Staatsangehörigkeit (samt Pass) aufgab/-geben musste, um Deutscher Beamter zuwerden (weil es damals – 1969 – keine Chance einer doppelten Staatsangehörigkeit gab (nach deutschem UnRecht).
A. S. Rey…..
Das mit der doppelten Staatsbürgerschaft ist in den Niederlanden übrigens nicht anders.
Und deutscher Beamter ist doch nicht so schlecht – sicher besser als niederländischer.
Erstaunt kann man nur darüber sein, dass jemand, der schon seit mindestens 1969 freiwillig (?) in Deutschland lebt, doch noch das Wort „moffen“ (wenngleich in Anführungszeichen) bemüht. Schade, dass eine Auseinandersetzung mit der deutschen Grammatik zu solchen Einträgen führen muss.
Viel schlimmer ist es, wenn in Radio und Fernsehen ständig die USA als Singular dargestellt werden („die USA hat“ – statt „die USA haben“); denn da ist es ja wohl ganz offensichtlich, dass es sich um Plural handelt: The United States of America!
Mich regt es zwar auch auf, wenn die USA in den Singular gesetzt werden, aber wieso es bei ihnen offensichtlicher sein soll als bei den Niederlanden, bei denen man ja schon an der Endung -en den Plural ohne Probleme vernehmen kann, erschließt sich mir nicht.
Das mit den USA ist übrigens im Englischen auch eine interessante Sache: Bis zum Bürgerkrieg hieß es allgemein „The United States are/have…“, d.h., die Pluralform wurde benutzt, aber danach hat sich die Singularform durchgesetzt, und heute sagen und schreiben wir (Amerikaner) grundsätzlich „The United States is/has….“. Historiker werten dies als kulturellen Ausdruck des gestärkten Einheitsgefühls.
Wir reden also über mehrere Staaten, wenn wir „Niederlande“ sagen? Aus meiner Sicht wird in diesem Fall die Fußballmannschaft EINES Staates angesprochen, also ist der dpa-Text korrekt. Zumindest kann man sich wohl auf beide Schreibweisen einigen … (Lande scheint übrigens auch eine merkwürdige Pluralbildung von Land zu sein, oder?)
Herr Neese, es ist und bleibt nun mal ein Plural, da hilft kein Diskutieren!! 🙁
Moment mal. In Brasilien spielten nicht Friesland, Holland und Gelderland, sondern Cillessen, Robben und Sneijder. Mit „die Niederlande” ist also die niederländische Nationalelf gemeint, und durch die mediengerechte, sporttypische Verkürzung wird aus einer Mannschaft noch lange keine Landschaft, auch wenn die letztere zufällig genauso geschrieben wird. Singular ist demnach richtig.
Sorry, aber so einen gequirlten Blödsinn habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Ich weiß ja nicht, wie es Euch allen geht, aber mir dreht sich der Magen um, wenn ich „die Niederlande hat“ lesen oder hören muß.
Also mir dreht sich der Magen um, wenn hier, lediglich auf Grund eines GRAMMATIKALISCHEN Disputes, solche Ausdrücke benutzt werden! Das muss nun wirklich nicht sein – ob im Singular oder Plural!
Übrigens steht auf den Euromünzen aus „Holland“ der Monarch bzw. die Monarchin „der Neederlanden“ drauf, wenn ich nicht irre. Sind sich die „Holländer“ also nicht so einig, ob sie nun eine singulären Staat haben oder nicht?
Aus politikwissenschaftlicher Sicht kann der Plural allerdings nicht unterstützt werden: Die Niederlande sind (oder ist?) ein Einheitsstaat, der nicht aus einzelnen Subjekten mit Staatsqualität besteht. Anders als in Deutschland, wo die Länder eine eigene Staatlichkeit besitzen, was sich an eigenen (Gesetzgebungs-)Kompetenzen u.ä. zeigt. Die Bundesrepublik sowie die USA sind Föderalstaaten – die Niederlande nicht!
Im Englischen werden nicht nur die Niederlande zum Plural – da heißt es auch „Germany have xyz“.
Sollte es an der Zeit sein, das Thema heute, 2018, also 4 Jahre später, wieder, und deutlicher, aufzunehmen? Gerade benutzte eine Reporterin in der aktuellen Nachrichtensendung des ZDF für die USA den Singular. Das wäre nicht der Rede wert, jedoch scheint mir eine wahre Flut von „Singulären“ auf allen Fernsehkanälen unterwegs zu sein; es vergeht kaum ein Tag, an dem sich mir der Sprachmagen beim Zuhören nicht umdrehen möchte. Vielleicht spekulieren andere ein wenig mit mir über die Ursachen dieser gegenwärtigen Seuche des „Falschsprechs“. (auch beim Hören von „lecker Eis“ , „als wie“ und „etwas Regen ist auch dabei“ hätte ich Lust auf Mitaufgeregtheit)