In der vergangenen Woche fragte ich an dieser Stelle nach kuriosen Verhörern aus dem Alltag: Auslöser waren die Gebrüder Grimm, die sich ein Leser in seiner Kindheit immer als korpulent vorgestellt hatte, da er glaubte, sie hießen „dicke Brüder Grimm“. Lesen Sie hier nun weitere lustige Beiträge von „Gernknödeln“ bis „Jack die Sau“!
Im ORF Radio wurde eine Zeitlang auf englisch für Veranstaltungen geworben mit „Check this out!“, verstanden hat man (oder ich zumindest) „Jack die Sau“ – ich habe lange gebraucht, um dahinterzukommen.
Guido Stapelfeldt
Kein Verhörer, sondern ein Verleser, damals war ich 7 Jahre alt. Meine Mutter hatte eine LP von Tom Jones, auf der vorne groß „5 Bestseller“ aufgedruckt war. Ich habe allerdings „Besteller“ gelesen und nach Wochen des Rätselratens meine Mutter vorsichtig gefragt, ob es wohl viel wäre, wenn schon fünf Leute die LP bestellt hätten.
Christine Puppel
Aufgewachsen im Rheinland, war es für uns Kinder nie ganz klar, ob es sich bei einem „ch“ nun um ein echtes „ch“ oder um ein kölsch ausgesprochenes „r“ oder gar „g“ handelt – man kennt das vom „Spocht“ statt Sport und ebenso vom „Fluchzeuch“ statt Flugzeug.
So kam es zu lustigen Fehldeutungen: Mein Bruder und ich dachten lange, dass man nach dem Händewaschen das „Handtug“ benutzt, und meine Freundin glaubt bis heute, dass man eine Kerze an ihrem „Dort“ entzündet.
Sabine Forschbach
Klug durch Nachschlagen fremdsprachiger Wörter im „Langenscheidt“ – oder so ähnlich: „Wo ist der Lang Gescheit?“, fragte unsere Tochter Martha, als sie fünf war.
Gerhild Rudolf
Meine Töchter waren (wirklich sehr) lange der Meinung, Klarsichtfolien hießen Glassichtfolien, weil man durch sie so gut durchschauen kann wie durch Glas. Und Germknödel (auf Deutsch Hefeklöße) hießen Gernknödel, weil man sie so gern isst. Und in der Kirche sangen sie lange Zeit „Hallo Julia“, weil ihnen mein Name einfach geläufiger war als das kirchliche „Halleluja“.
Julia Nimmerrichter
Als Kind, das am Land in der Nähe eines Sägewerks aufgewachsen war, verwunderte es mich keineswegs, wenn meine Mutter gelegentlich ein „Sägediener Gulasch“ zubereitete. Erst Jahre später begriff ich, daß ich ein Szegediner Gulasch gegessen hatte.
Nach der Religionsstunde in meiner ersten Volksschulklasse fragten mich die Eltern neugierig, was ich denn gelernt hätte. „Von den Schriftgelehrten und Frisören“ antwortete ich wissend, denn in meinem Weltbild gab es keine Pharisäer.
Peter Rastl
Mein Sohn begrüßte Gäste lange mit „Hallo, Babys und Gentlemen“.
Sigrid Hofmaier
Als Kind schenkten mir meine Eltern einen Chemiebaukasten. In der Anleitung stand der folgende Satz: „Sollte es zu fruchtbaren Experimenten kommen, ist es sinnvoll, ein Protokollbuch zu führen.“
Dieser Satz hatte mich lange Zeit sehr beeindruckt. Dabei dachte ich an all die furchtbaren Experimente, die man mit Schwefel, Magnesium usw. durchführen konnte …
Peter Meindl
Als Kind schüttelte ich mich vor Ekel, wenn in den Nachrichten von der „Leberparty“ (Labour Party) die Rede war. Ich fragte mich, wie jemand auf die Idee kommen könnte, bei einer Party nur Leber zu servieren. Als Englischlehrerin weiß ich mittlerweile besser Bescheid und bekomme dafür die Interpretationen meiner Schüler(innen) geliefert, wie z. B. „British Brotkastl Corporation“ für BBC.
Ingrid Schein
In meiner Kindheit gab es noch die Kindersendung „Wer? Wie? Was?“ (Ich glaube zumindest, dass auch die Sendung so hieß). Der Vorspann war von dem wunderbaren Liedtext untermalt:
„Wer? Wie? Was?
Wer? Wie? Was?
Wieso? Weshalb? Warum?
Wer nicht fragt, bleibt dumm!“
In meiner Erinnerung stürzt parallel zur undeutlich gesungenen letzten Zeile im Vorspann ein Pappkarton von oben herunter (oder es passiert etwas Ähnliches), weshalb ich als kleines Kind lange der Meinung war, die Zeile hieße „Wer nicht Pappkarton!“ (anstatt „Wer nicht fragt, bleibt dumm!“).
Diese Zeile brachte mich lange innerlich zur Verzweiflung, da ich trotz eines gewissen Sinns für Surreales – den ja alle Kinder haben – mit dieser Zeile überhaupt nichts anfangen konnte.
Ich war wirklich erleichtert, als ich später den Text richtig verstand. Ich hatte mich ein bisschen dumm gefühlt.
Leserin aus Stuttgart
Zum Thema „Wortverwechslungen“ habe ich auch eine Kindheitserinnerung: Ende der 50er Jahre kam ein Schlager von Cornelia Froboess (als Coverversion von „He’s got the whole world in his hand“) heraus, und ich hörte immer den Text: „Auch du hast dein Schiffseil in der Hand“. Das konnte ich als fünfjähriges Kind mit ausreichender Phantasie noch halbwegs nachvollziehen. Das Wort „Schicksal“ war damals wohl noch zu abstrakt, als dass ich es heraushören bzw. verstehen konnte.
Auch heute verwende ich aus Spaß manchmal noch diese Wendung – sehr zur Verwirrung meiner Gesprächspartner.
Brigitte Niemann, Freiburg
Eine durchaus prägende Wirkung hatte ein Verleser, den ich mit ungefähr acht Jahren hatte, als mir neugierig und lesefreudig das Stammbuch unser Familie in die Hände fiel.
Da gab es die sogenannte „Ehelichkeitserklärung“. Ich erschrak sehr, weil ich „Ehrlichkeitserklärung“ gelesen hatte. Da konnte nach meinem Verständnis ein unehrliches Kind auf Antrag vom Vater mit Einwilligung der Ehefrau als ehrlich erklärt werden.
Plötzlich kamen mir all meine kleinen Schwindeleien in den Sinn, und was meine Eltern alles beantragen müssten, wenn sie mir auf die Schliche kämen – und ob meine Mutter überhaupt zustimmen würde?
Jahrelang habe ich nicht mehr gelogen!
Brigitte Niemann, Freiburg
Einmal erzählte mir der Direktor eines Verlages, dass er den Brief eines Kollegen unterschreiben sollte. In dem vorgelegten Schreiben las er: „In dieser Sache wenden Sie sich bitte an die Sieben Zwerge!“ Er fragte seine Sekretärin: „Was soll das denn heißen?“ – „Das hat mir mein Chef diktiert!“, antwortete sie. Gemeinsam gingen sie ihre Kurzschrift durch und bald wurde deutlich: Es sollte „Siemens-Werke“ heißen.
Dr. Frank Pietzcker
Zur Kolumne: Dicke Brüder Grimm
(c) Bastian Sick 2012
Bei meinem Kinderyogakurs sang ich mit den Kindern das Mantra „Om Shanti Om“. Da hörte ich, wie ein kleiner Junge lautstark sang „Oh, Champignon“.
Wissen Sie was ein „Hempel“ ist? Oder gar „sechs Hempel“?
Ein Freund von mir möchte noch heute gelegentlich die „Probe auf sechs Hempel“ machen, weil er damals in der Persilwerbung nicht „aufs Exempel“ verstand.
Und ich habe als Kind lange gerätselt, ob im Lied „Winter ade“ die Scheibe oder die Scheide weh tut.