Seit einiger Zeit erschien im christlichen Medienmagazin »pro« regelmäßig eine Kolumne, in der ich Herkunft und Bedeutung biblischer Redewendungen erklärte. Mein jüngster Beitrag jedoch, in dem es um die Herkunft der magischen Formeln »Hokuspokus« und »Simsalabim« geht, gefiel den Herausgebern nicht. Zum einen nahm man Anstoß an dem Schlusssatz »Das vermag eben nur die hohe Kunst der Zauberei«, weil dieser implizit die Existenz einer esoterischen Macht (der Magie) anerkennte. Und für die Kirche gibt es nun mal keine Zauberei, allein göttliche Wunder. Ob ich statt »Kunst der Zauberei« nicht »Illusionskunst« schreiben könne, wurde ich gefragt. Das lehnte ich aber ab, denn das gab dem Schlusssatz einen völlig anderen Klang.
Noch größere Probleme aber bereitete die Aussage, das Wort Simsalabim gehe »auf eine andere heilige Schrift« zurück, womit der Koran gemeint war. Es war den Herausgebern offenbar nicht genehm, dass ich den Koran als eine »heilige Schrift« bezeichnete. Ob ich nicht stattdessen »eine andere religiöse Schrift« schreiben könne. Das wollte ich aber nicht, denn das käme einer Herabwürdigung des Koran gleich, die in meinen Augen ebenso überflüssig wie falsch gewesen wäre. Auch wenn ich selbst kein Muslim bin, so habe ich kein Problem damit, den Koran als eine heilige Schrift anzuerkennen.
»Unsere Leser sind da zum Teil sehr empfindlich«, machte man mir vorsichtig klar. »Nicht, dass Sie am Ende noch behaupten, Christen und Muslime hätten denselben Gott.« Da war ich einen Moment lang sprachlos. Ich selbst sei auch sehr empfindlich, erklärte ich, besonders, wenn es um die Grundwerte Meinungs-, Presse- und Glaubensfreiheit gehe. Und alle drei seien hier soeben verletzt worden. »Entweder, Sie drucken den Text, so wie er ist, oder Sie drucken ihn eben nicht«, sagte ich. Man entschloss sich dafür, ihn nicht zu drucken.
Bezahlt hat man mich natürlich trotzdem, aber wie es scheint, ist mein Gastspiel als Kolumnist für die »pro« nunmehr beendet. Schade eigentlich, denn mir hat die Arbeit Spaß gemacht, und ich hatte noch viele hübsche Ideen auf Lager. Aber die entfalten sich besser in einem ideologischen Umfeld, das Menschen und Ideen vereint, statt auszugrenzen und kleingeistige Riegel vor jene Tür zu schieben, die Jesus uns mit seiner alles verzeihenden Liebe geöffnet hat.
Für alle Interessierten gibt es die Kolumne, die das christliche Medienmagazin »pro« nicht drucken wollte, hier zu lesen:
„Denn die Zauberer sollst du nicht am Leben lassen.“ (Exodus 22,17)
Da wird wohl das Problem gelegen haben.