Donnerstag, 18. April 2024

Nahe dem Dativ oder in der Nähe des Genitivs

Sehr geehrter Herr Sick,

beim Durchstöbern Ihrer Seite bin ich auf den Beitrag Präpositionen, die Genitiv und/oder Dativ regieren von 2003 gestoßen und habe mich unbändig gefreut, dass Sie für „nahe“ eindeutig am Dativ festhalten. Leider wird in vielen Publikationen, in Print- wie auch in audiovisuellen Medien, immer mehr nahe mit dem Genitiv gebraucht, und das gilt auch für manch andere Präpositionen wie z. B. gegenüber, entgegen.

Noch mehr schrillt es in den Ohren, wenn abhängig mit Genitiv benutzt wird – statt mit „von“ und Dativ. Bedauerlicherweise sind auch sehr ernsthafte Medien nicht frei von dieser Schludrigkeit, und selbst Lektoren renommierter Verlage lassen so etwas durchgehen. Hier rächt sich der Genitiv und wird dem Dativ sein Tod! Mit freundlichen Grüßen, Thomas Pasch

Antwort von Bastian Sick: Dass „nahe“ oft mit dem Genitiv verwendet wird, liegt an der „Nähe“. Denn etwas, das nah beim Fluss liegt, liegt „in der Nähe des Flusses“, und was läge da näher, als „nahe des Flusses“ zu sagen? Nur ist es eben nicht korrekt. Richtig ist „nahe dem Fluss“. Das weiß jeder, der schon mal „gegenüber des Gefängnisses“ gewohnt hat, weil er „entgegen meines Rates“ gehandelt hat. Herzliche Grüße! Ihr Bastian Sick

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2 Kommentare

  1. Lieber Herr Sick, endlich mal Menschen hier, denen die korrekte deutsche Sprache am Herzen liegt!! Ich habe fast all Ihre Bücher und bin immer wieder heiter gestimmt, wenn ich sie lese. Mit so viel Witz erklärt, so dass man sich alles gut merken kann, gibt es keine anderen Bücher!!! Vielen Dank! Wie oft muss man sich von Leuten anhören, die die deutsche Sprache nicht so wichtig nehmen (sich selbst jedoch sehr), dass man sie „auch so“ verstehe….Lieben Gruß! Angelika Baum

  2. Frauke Kaberka

    Lieber Herr Sick, danke für Ihre unterhaltsamen Beiträge zur deutschen Sprache. Was Sie an Fehlern so aufspießen und mit Witz kommentieren, ist manchmal subtil und immer lehrreich, aber niemals verächtlich. Danke. Ich bin da gnadenloser und meckere über grobe Fehler, vor allem, wenn diese von Reportern oder Autoren stammen. Nun ist mir in letzter Zeit aufgefallen, dass der Gebrauch des Wortes „außer“ als Präposition immer öfter einen falschen Kasus nach sich zieht – nämlich den Nominativ. Es tut weh, zu hören oder zu lesen, dass „alle außer ich“ nicht wissen, dass es „alle außer mir“ heißen sollte, also mit Dativ. Auch dabei bilden Print- und elektronische Medien leider keine Ausnahme. Und da im digitalen Schriftverkehr Orthographie und Grammatik ohnehin keine große Rolle spielen, bleiben somit nur noch Ihr lesenswerten Kommentare und witzigen Spitzen als aufrüttelnde Mahnung zum guten Sprachgebrauch. bitte hören Sie nie damit auf.
    Frauke Kaberka

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