Nachstehende Tabelle enthält – in alphabetischer Sortierung – die rund 60 bekanntesten Wörter jiddischer Herkunft in der deutschen Sprache.
Deutsche Wörter jiddischer Herkunft | Erläuterung |
abzocken, abgezockt, Abzocke (die) | siehe –> zocken |
ausgekocht | spitzfindig, schlau, gut vorbereitet; jiddisch kochenem = sich vergewissern, vorbereiten, planen |
baldowern, ausbaldowern | auskundschaften, aushecken, von jiddisch „baal dowor“ = „Herr der Sache“ |
Beisel, Beisl (das), Beize (die) | Lokal, einfache Gaststätte, vor allem österr., dort speziell Wiener Kneipe; von jiddisch „bajis“ = „Haus“ |
betucht | wohlhabend, vermögend, glaubwürdig; jiddisch betuch(t) = sicher; aus hebräisch „bạṭûaḥ“ |
Buhei (auch: Bohei) | viel Aufsehen, viel Lärm (um nichts);
möglicherweise von jiddisch behelo = Schreck |
Chuzpe, die |
Frechheit, Unverfrorenheit, Dreistigkeit, Unverschämtheit;
jiddisch chuzpo = Unverschämtheit |
Daffke (nur in: aus Daffke) | Berlinisch: etwas aus Daffke machen = zum Trotz, erst recht, zum Spaß; jiddisch dafke aus hebräisch „dawqạ̄“ = nun gerade |
Dalles, der | Armut, Elend, Not; im Dalles sein, den Dalles haben = in Nöten sein; von hebräisch „dallûṯ“ = Armut |
dufte, töfte | wunderbar, hervorragend, toll; von jiddisch toff(te), taff
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einseifen | jemanden übervorteilen, betrügen; von rotwelsch beseibeln = betrügen, aus jiddisch seiwel, seibel = Mist, Dreck |
Ganove, Ganeff, Ganf, der | Dieb, Strauchdieb, von jiddisch gannew
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Gauner, der | ursprünglich: Falschspieler, von jiddisch Jonier = Grieche |
Geseier, Geseire, das | Gejammer, Gewäsch, wehleidiges Klagen, überflüssiges Gerede |
Großkotz, der | Angeber, Aufschneider, Prahler, Wichtigtuer; von jiddisch großkozen = schwerreicher Mann, Wichtigtuer; möglicherw. aus hebräisch „qạẕîn“ = Anführer
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Ische, die | Mädchen, junge Frau
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Kaff, das | abgelegene, langweilige Ortschaft, Kuhdorf, Nest; jiddisch kefar aus hebräisch „kĕfạr“ = Dorf |
Kaffer, der | Dummkopf, blöder Mensch; jiddisch kapher = Bauer, zu hebräisch „kĕfạr“ = Dorf
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Kassiber, der |
heimliches Schreiben eines Häftlings an Mithäftlinge oder nach draußen; jiddisch kessaw (Plural kessowim) = Brief, Geschriebenes; aus hebräisch „kĕṯạvîm“ = Schriftstücke |
kess | flott, frech, schneidig, vorwitzig; jiddisch chess = acht, der achte Buchstabe im hebräischen Alphabet (ch), mit dem „gescheit“ (chochem, kochem -> ausgekocht) beginnt |
Kies, der |
Geld, von hebräisch „kis“ = Beute
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Kluft, die |
von hebräisch „qĕlippä“ = „Schale, Rinde“
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Knast, der |
Gefängnis, Freiheitsstrafe; jiddisch knas, aus hebräisch „gĕnạs“ = Geldbuße, gerichtliche Strafe
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koscher |
den jüdischen Speisegesetzen gemäß zubereitet; (umgangssprachlich) einwandfrei; in Ordnung; unbedenklich; aus hebräisch „kạšer“ = einwandfrei, den jüdischen Speisegesetzen entsprechend |
Levkoje, die |
aus jiddisch lew (= Herz) und goje (= Nichtjüdin), soviel wie „Herz einer Christin“
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Maloche, die | Arbeit, Schwerstarbeit, Schufterei; siehe -> malochen
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malochen | arbeiten, jiddisch melochnen, aus hebräisch „mĕlākā“ = Arbeit |
Massel, Masel, der | Glück, Erfolg; jiddisch masol = Stern, Himmelszeichen, Glücksstern
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mauern | eine Sache (aus Angst) blockieren, beim Kartenspiel trotz guter Karten zurückhaltend spielen; von jiddisch mora = Angst, Furcht
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mauscheln | in der Sprache Moses (= Mossele, Mauschele) sprechen, also auf jüdische Art sprechen, für andere nicht verständlich sein; übertragen: sich zum Schaden Dritter heimlich verabreden, betrügen
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meschugge
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verrückt, nicht bei Verstand; bekloppt; jiddisch meschuggo von hebräisch „mĕšuga“
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mies | gemein, böse, bösartig, hinterhältig, schlimm, schlecht; jiddisch mis aus hebräisch „mĕ’is“ = schlecht
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Mischpoke, Mischpoche, die | Familie, Verwandtschaft, Sippe, übertragen: üble Gesellschaft; jiddisch mischpocho = Familie; aus hebräisch „mišpạḥạ̈“ = Stamm
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Moos, das | jiddisch moo = Pfennig, Pl. moos, mous = Geld
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mosern | beanstanden, nörgeln, maulen, motzen; rotwelsch mossern = angeben, schwatzen, verraten; von jiddisch massern = denunzieren
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Nebbich, der
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unbedeutender Mensch; jiddisch nebbich = armes Ding
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Pleite, die | Bankrott; jiddisch pleto, pletja = Flucht (vor den Gläubigern); aus hebräisch „pĕleṭạ̈“ = Flucht
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Pleitegeier |
von jiddisch pletja gejer = jemand, der (vor seinen Gläubigern) auf die Flucht geht, sich davonmacht |
Reibach, Reiwach, Rebbach, Rewach, der | von jiddisch rewach, rewoch = Nutzen, Vorteil, Gewinn
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Rochus, der | Wut, Zorn; Hass; etw. aus Rochus tun, einen Rochus auf jemanden haben; jiddisch roges = Ärger, Zorn
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schachern | handeln, unlauteren Handel betreiben; jiddisch sachern = handeln; Rotwelsch socher = herumziehender Kaufmann
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schicker, beschickert | betrunken, angetrunken, beschwipst, jiddisch schicker aus hebräisch „šikker“ = betrunken machen
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Schickse, die | abwertend für junge Frau; von jiddisch schiksa = die Unreine; aus hebräisch „šeqeẓ“ = Unreines; jiddische Bezeichnung für Christenmädchen
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Schlamassel, der | verfahrene Situation, Dilemma, Kalamität, Misslichkeit; jiddisch schlamassel = Unglück, Pech; Gegenteil von -> Massel, Masel
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Schmiere stehen |
aufpassen, bewachen; von jiddisch schmiro = Wache, Wächter; aus hebräisch „šạmar“ = bewachen |
Schmock, der | mögl. von jiddisch schmo = Tölpel, Einfaltspinsel; tauchte erstmals als Name einer Figur in Gustav Freytags Lustspiel „Journalisten“ (1853) auf und wurde zum Synonym für einen gesinnungslosen Zeitungsschreiber, später allgemein für einen unangenehmen Zeitgenossen. |
Schmonzes
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Geschwätz, Gewäsch, Gelaber, Larifari, Unsinn, Zeugs; jiddischschmonzes = Unsinn |
Schmu, der | Übervorteilung, Unterschlagung, Betrug, Schiebung; jiddisch schmuo = Gerede, Geschwätz; Schmu machen = durch Beschwatzen einen Gewinn erzielen
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Schmus, der | Schmeichelei, leeres Gerede, Geschwätz; jiddisch schmuo (Plural: schmuos) aus hebräisch „šĕmûạ̈“ = Gerücht |
schmusen | zärtlich sein, streicheln, liebkosen; von jiddisch schmuo (Plural schmuos) = „Gerücht, Gerede, Geschwätz“ über das Rotwelsche in der Bedeutung „schwatzen“, „schmeicheln“, „zugeneigt sein“.
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schofel, schofelig, schoflig | gemein, geizig, jemanden schofel(ig) behandeln; jiddisch schophol aus hebräisch „šạfạl“ = gemein, niedrig
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Schofel, der | 1. schlechte Ware, 2. schlechter Mensch, Rüpel; jiddisch schophel = gemeine Person, Antisemit |
Schote, der | Dummkopf, Narr, Einfaltspinsel; jiddisch schōte, schaute = Narr; aus hebräisch „šôṭę̈“ |
Schote, die | (zum Spaß) erfundene Geschichte |
seiern | jammern, wehklagen, von jiddisch gesera; siehe -> Geseier, Geseire |
Stuss, der | Unsinn, Unfug, dummes Zeug; jiddisch schtus aus hebräisch „šěṭûṯ“ = Unsinn, Torheit |
Tacheles, der | Tacheles reden = offen reden, Klartext reden; von jiddisch tachlis = Endzweck, Vollkommenheit |
Tinnef, der | wertloses Zeug, Kram, Plunder; jiddisch tinnef = Schmutz, Kot; aus hebräisch „ṭinnûf“ |
verkohlen | anschwindeln, belügen, veräppeln; aus jiddisch kol = Gerücht, unwahre Geschichte |
vermasseln | verderben, vereiteln, zunichte machen; von jiddisch -> Massel |
zocken | jiddisch zchoken = spielen, Glücksspiele machen |
Zoff, der | Ärger, Streit, Zank; jiddisch (mieser) zoff = (böses) Ende aus hebräisch „sôf“ = Ende |
Das sind selbstverständlich längst nicht alle deutschen Wörter jiddischen Ursprungs. Es gibt noch zahlreiche weitere, wenngleich die meisten davon heute wohl in Vergessenheit geraten sind. In einigen Fällen wie „schummeln“, „Bammel“ oder „kabbeln“ ist die jiddische Herkunft nicht eindeutig bewiesen.
Wer mehr zu diesem Thema erfahren will, dem empfehle ich die Bücher von Hans Peter Althaus: „Zocker, Zoff und Zores. Jiddische Wörter im Deutschen“, „Chuzpe, Schmus und Tacheles – Jiddische Wortgeschichten“ sowie „Kleines Lexikon deutscher Wörter jiddischer Herkunft“, erschienen im Verlag C. H. Beck.
Zum “ P l e i t e g e i e r „:
Beim Bankrott kam gegelentlich der Gerichtsvollzieher, der auf Wertgegenstände des Schuldners ein Amtssiegel klebte.
Der darauf abgebildete Reichsadler war dann der Pleitegeier.
Gegen Kriegsende wurde auch der Hoheitsadler der Wehrmacht als „Pleitegeier“ bezeichnet
Zum „Moos“:
Wer weiß, „wo der Barthel den Most holt“, ist nicht unbedingt ein Kellermeister oder Winzer. Er weiß vielmehr, wo man mit dem „Barsel“, also dem Brecheisen, ans „Moos“ kommt. Auch diese Redewendung kommt aus dem Rotwelschen.
Und beim „guten Rutsch ins neue Jahr“ wünscht man jemandem keineswegs eine Schlitterpartie in der Silvesternacht. Der gute Wunsch geht zurück aufs Hebräische „Rosch ha-Schna“, und das ist einfach der Anfang des Jahres.
Jede Jugend hat ihre eigene Sprache. Das vergessen wir Alten manchmal, wenn wir uns darüber ärgern, wohin es die deutsche Sprache zur Zeit treibt.
Wollten wir damals – es war wohl so in den Fünfzigern – etwas Ähnliches ausdrücken wie heute „cool“, dann hieß das „dufte“. Ich bin ganz erstaunt, dass dieses Wort aus dem Jiddischen kommt. Vor allem, wenn ich mir in Erinnerung rufe, zu welcher Zeit das zu unserem Sprachgebrauch gehörte.
In einem Kaff geboren, gelernt Tacheles zu reden, kein solch Schmonzes zu verwenden, Schmugeld von der Mutti zu erhalten, sich nicht schofel gegen Geschwister verhalten, Reibach machen und dabei keinen Stuss zu erzählen, schachern ohne zu mosern, malochen bis du meschugge bis und es nicht vermasseln.
Ja, da höre ich meine jüdische Mutter reden und bin noch einmal Kind. Geboren 1952 ohne zu wissen, was die Mutter und Großmutter hinter sich hatte.
Masseltov
Wir machen hierzu gerade ein schulprojekt und danken für die vielen Wörter!
„Beiz“ ist auch in der Schweiz das Standardwort für „Kneipe“ oder „Bar“. Es gibt eigentlich kein anderes.