Lieber Zwiebelfisch, ich bin vorgestern auf ein Filmplakat gestoßen, das mir übel aufstieß, weil sich meines Erachtens darin ein herber Fehler präsentiert: „Das Lächeln der Mona Lisa – In einer Welt, die ihnen vorschrieb, wie man lebt, lehrte sie ihnen, wie man denkt“. Heißt es in dem Fall nicht: „…lehrte sie sie, wie man denkt“? Es wäre schön, wenn Sie da etwas Klarheit schaffen könnten
Frage einer Leserin aus Berlin: Lieber Zwiebelfisch, ich bin vorgestern auf ein Filmplakat gestoßen, das mir übel aufstieß, weil sich meines Erachtens darin ein herber Fehler präsentiert: „Das Lächeln der Mona Lisa – In einer Welt, die ihnen vorschrieb, wie man lebt, lehrte sie ihnen, wie man denkt“. Heißt es in dem Fall nicht: „…lehrte sie sie, wie man denkt“? Es wäre schön, wenn Sie da etwas Klarheit schaffen könnten.
Antwort des Zwiebelfischs: Sie sind in guter Gesellschaft, denn an der Plakataussage haben noch etliche andere Leserinnen Anstoß genommen. Mit Ihrem Gefühl liegen Sie richtig, tatsächlich ist es heute üblich, nachlehren den doppelten Akkusativ zu gebrauchen: Sie lehrt ihn das Klavierspiel; er lehrt sie Karate.
Im 17. und 18. Jahrhundert war es hingegen üblich, die Person in den Dativ zu setzen, da lehrte der Meister dem Gesellen das Handwerk, und der Erzieher lehrte dem Flegel Mores. Im 19. Jahrhundert lehrte dann der Akkusativ den Dativ das Fürchten, indem er ihn von seinem Platz verdrängte. Dennoch tritt der Dativ gelegentlich noch auf, vor allem im Passiv: Ihm wurde das Fürchten gelehrt.
Den Werbetextern gefiel ein doppeltes „sie“ wohl nicht, daher entschieden sie sich für den Dativ. Das ist zwar unüblich, aber nicht unerlaubt. Solange beim Anblick von Julia Roberts nur die Grammatik aussetzt, sollte man als Kritiker nachsichtig sein.