Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonnabend und Sonntag – haben Sie mitgezählt? Dann dürften Sie auf acht Wochentage gekommen sein! Wer Deutsch als Fremdsprache lernt und die Wochentage durchnimmt, könnte glauben, in Deutschland habe die Woche einen Tag mehr. Der Zwiebelfisch erklärt, was es mit dem doppelten sechsten Tag auf sich hat.
Frage einer Leserin aus Schweden: Ich unterrichte Deutsch an einer Schule, und kürzlich nahmen wir die Wochentage durch. Eine Schülerin fragte mich, warum es im Deutschen zwei Namen für den sechsten Tag gibt. Ich konnte es ihr leider nicht erklären. Können Sie mir sagen, warum der Samstag auch Sonnabend heißt und ob das überall in Deutschland so ist oder nur in bestimmten Gegenden?
Antwort des Zwiebelfischs: Die deutsche Sprache schafft es in der Tat immer wieder, Ausländer zu verblüffen. Neben vielen anderen Marotten leistet sie sich den Luxus, für einen Wochentag zwei unterschiedliche Namen zu führen. Dass der Samstag bei uns auch Sonnabend heißen kann, ist zugegebenermaßen verwirrend. Wer das als Ausländer nicht weiß, könnte womöglich denken, es handele sich um zwei verschiedene Tage, und kommt zu dem Schluss, dass bei den Deutschen die Woche einen Tag länger dauert.
So viel vorweg: Samstag ist die offizielle Bezeichnung, die auch am weitesten verbreitet ist. Der Name Sonnabend ist vor allem in Norddeutschland gebräuchlich.
Samstag ist der ältere Name. Er leitet sich vom griechischen Wort sabbaton ab, das wiederum auf das hebräische Wort „Sabbat“ zurückgeht. Der sabbaton wurde über sambaton zu sambaztac (altdeutsch), später dann zu sameztac (mittelhochdeutsch) und schließlich zu Samstag.
Beim Wort „Sonnabend“ handelt es sich um einen Anglizismus! Um einen sehr, sehr alten Anglizismus. Den „Sonnabend“ verdanken wir nämlich einem englischen Missionar namens Bonifatius, der von 672 bis 754 gelebt hat und der, statt auf seiner Insel zu bleiben, aufs Festland übersetzte, um die Germanen in Friesland, Hessen, Thüringen und Bayern zum Christentum zu bekehren. Er brachte das altenglische Wort sunnanaefen mit, das anfangs den Abend, bald aber schon den ganzen Tag vor dem sunnandaeg (Sonntag) bezeichnete. Möglicherweise hatten Bonifatius oder seine Nachfolger die gezielte Absicht, den jüdischen Sabbat aus dem Wochenkalender zu streichen und durch ein „christliches“ Wort zu ersetzen. Jedenfalls fand der „Sonnabend“ Verbreitung, und zwar hauptsächlich im norddeutschen und im mitteldeutschen Raum, wo er auch heute noch anzutreffen ist. Ironischerweise hat sich in Bonifatius‘ englischer Heimat ein „heidnischer“ Name für den Samstag gehalten: Der Tag des Saturn, lateinisch saturni dies, wurde im Englischen zu Saturday. Die Westfriesen wollten sich nicht bekehren lassen und erschlugen Bonifatius unweit von Dokkum. Den „Sonnabend“ haben sie folglich auch nicht übernommen, und so heißt es in den Niederlanden auch heute noch zaterdag.
Wir Deutschen aber haben Dank des englischen Missionars die Wahl zwischen Samstag und Sonnabend, wobei der Samstag zwei unbestreitbare Vorzüge besitzt: Er ist kürzer – und bleibt auch in noch kürzerer Form, nämlich als Abkürzung, unverwechselbar: Mo, Di, Mi, Do, Fr, Sa, So.
Diese Kolumne ist auch in Bastian Sicks Buch „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod, Folge 2“ erschienen.
Mann, darauf habe ich mindestens zwanzig Jahre gewartet ! Ich habe – seinerzeit als Musikredakteur im Sender Freies Berlin – mehrmals Sonnabend gesagt, weil mir das als Preuße einfach geläufiger ist. Da bekam ich begeisterte Zuschriften, u.a. von einem „Verein zur Rettung des Sonnabends“. Damals hieß es allerdings, der Samstag wurde uns wie so vieles andere von den Wessies einfach übergestülpt.
Ich bin bis heute dabei geblieben, weil ich den Klang schöner finde. Nur begründen konnte ich das nicht so richtig.
Also danke !
Klaus
Interessant, die Erklärung mit dem englischen Missionar Bonifatius und dem Anglizismus. Nur denke ich, dass die Anglizismen an vielem, aber doch nicht an allem schuld sind. Es gibt nämlich eine einfachere Erklärung, die meines Erachtens der Logik nicht entbehrt und zudem wohl um mindestens tausend Jahre vor das siebente und achte Jahrhundert zurückgeht:
Im jüdischen Kulturkreis beginnen die Feiertage am Vorabend. Der Sabbat dauert von Sonnenuntergang am Freitag (erev shabbat) bis zum Sonnenuntergang am Samstag. Diese Tradition wurde auch vom Christentum übernommen. So beginnt bei uns Weihnachten bereits am Vorabend (Heiligabend, Heilige Nacht), das Osterfest wird in den katholischen Orten bereits mit der Mette in der Osternacht eröffnet (also am Vorabend); die Walpurgisnacht ist die Nacht vor dem Tag der Heiligen Walpurga, also die Nacht zum 1. Mai, und sogar Halloween (all Hollows Evening) findet, wie der Name sagt, am Abend vor Allerheiligen statt. Vielerorts lebt noch die schöne Tradition, am Samstagabend, meistens um 18 Uhr, „den Sonntag einzuläuten“.
Erscheint es da nicht logisch, dass Sonnabend ganz banal „der Abend vor Sonntag“ bedeuten könnte?
Im plattdeutschen Ostfriesland heißt der Samstag „Saterdag“.