Montag, 18. März 2024

Sein oder haben?

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2 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Sick,
    als Deutschlehrer kann ich Ihnen absolut zustimmen, dass der richtige Gebrauch der Hilfsverben „haben“ und „sein“ bei der Bildung von Perfekt (und seltener Plusquamperfekt) auch meinen bulgarischen Schülern ab und zu große Schwierigkeiten bereitet. Sie haben schon mehrere Verben der Bewegung erwähnt, die Perfekt mit „sein“ bilden. In diesem Zusammenhang würde ich aber auch darauf hinweisen, dass bei manchen dieser Verben wie „fahren“, „fliegen“ und anderen auch das Hilfsverb „haben“ möglich ist, je nachdem, welche Bedeutung gemeint ist. So zum Beispiel sollte man sagen „Mein Vater hat mich zur Schule gefahren“ bzw. „Einer der erfahrensten Piloten hat die Maschine nach London geflogen“. In diesen Fällen bildet man Perfekt mit „haben“, weil die schon erwähnten Verben in der konkreten Bedeutung transitiv sind, also ein Akkusativobjekt haben (Fragen: Wen? Was?). Deshalb sage ich meinen Schülern immer, dass die Bewegung nur dann zu „sein“ führt, wenn das Verb intransitiv ist, also kein Akkusativobjekt hat. Das ist auch der Grund dafür, dass Verben der Bewegung wie „bringen“ oder „holen“ nicht „sein“, sondern „haben“ erfordern.
    Wenn Sie mir erlauben, würde ich die Liste der Verben, die Perfekt mit „sein“ bilden, um einiges erweitern. An erster Stelle sollten wir nicht die intransitiven Verben vergessen, die eine Zustandsänderung bedeuten wie „einschlafen“, „aufwachen“, „wachsen“, „sterben“ und viele andere. Dabei sollte man bei Verben wie „brechen“, „reißen“, „schmelzen“, „verderben“ u.a. wieder gut aufpassen: Man sagt zwar „Peter hat den Ast gebrochen“ (hier haben wir ein Akkusativobjekt), aber „Der Ast ist unter der Last des Schnees gebrochen“ (kein Akkusativobjekt, dafür aber eine Zustandsänderung).
    Eine andere, wenn auch nicht so zahlreiche Gruppe von Verben, die Perfekt mit „sein“ bilden, stellen manche Verben mit Dativobjekt (Frage: Wem?) dar: „folgen“, „begegnen“, „einfallen“, „auffallen“, „gelingen“, „misslingen“ u.a.
    Nicht zu vergessen sind auch die Verben mit Bedeutung „etwas ist los“, die bis auf „sich ereignen“ (mit Ausnahme von „sich begegnen“ bilden die reflexiven Verben Perfekt immer mit „haben“) mit dem Hilfsverb „sein“ verwendet werden: „passieren“ (auch hier muss man gut aufpassen: in der Bedeutung von „überqueren“ erfordert „passieren“ nicht „sein“, sondern „haben“, z.B. „Der Zug hat die Grenze passiert“, was wieder daran liegt, dass es hier ein Akkusativobjekt gibt), „geschehen“, „vorkommen“ usw.
    Zu guter letzt würde ich noch hinzufügen, dass die Verben „sein“ und „werden“ auch Perfekt mit „sein“ bilden.
    Ich hoffe darauf, durch diese Erklärungen den Deutschlernenden beim Gebrauch der Hilfsverben behilflich sein zu können.
    Mit besten Grüßen
    Ivan Stolinov

    • Super ergänzender und erklärender Kommentar, Herr Stolinov!!! (Allzu viele unserer deutschen Muttersprachler könnten sich wirklich eine Scheibe davon abschneiden!) – Danke – denn die Änderung von sein zu haben im Perfekt, sobald ein Verb der Bewegung transitiv verwendet wird, war mir auch gleich eingefallen beim Lesen dieses Artikels! LG Elke

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