Dienstag, 16. Juli 2024

Wie spricht man »Quarantäne« aus?

Frage eines Lesers aus Pößneck (Thüringen): Hallo Herr Sick, als Freund der deutschen Sprache, insbesondere der korrekten Aussprache, ergibt sich für mich folgende Frage: Wie spricht man das Wort »Quarantäne« korrekt aus? Ich war bislang der Meinung, dass man es vorne wie »Quelle«, also »Kw…«, ausspricht. In den Nachrichten entscheiden sich die Sprecher jedoch meistens für »Karantäne«. Gibt es in Bälde auch die »Kal der Wahl« oder bleibt es bei der »Kwal der Wahl«? Vielleicht können Sie helfen? Vielen Dank!

Antwort des Zwiebelfischs: Wenn eines von uns Kindern beim Scrabblespiel mit meiner Großmutter den Buchstaben »Q« zog, schlugen quietschvergnügtes Quackeln und Quasseln stets in quiekendes Quaken und Quengeln um, denn das »Q« galt als Querulant und war als Quell schlimmer Qualen bekannt. Und wehe, man hatte zum »Q« kein »u« dazu! Dann wurde das erquickende Spiel zur quälenden Quest, dann qualmte der Kopf, dann quollen die Augen, als wenn man eine Quaddel quetscht!

In all diesen Fällen wird das »qu« tatsächlich »kw« gesprochen, denn das ist die Regel. Es gibt nur wenige Fremdwörter, die davon ausgenommen sind, nämlich solche, die aus dem Französischen oder aus dem Spanischen ins Deutsche gelangt sind. Das trifft auf die »Quarantäne« zu, die wir aus dem Französischen übernommen haben. Und weil die Franzosen das »qu« nur wie ein einfaches »k« sprechen, wurde die Quarantäne auch im Deutschen so gesprochen und folglich nicht zur »Kwarantäne«. Das Wort leitet sich übrigens von der Zahl 40 ab (französisch »quarante«), denn so viele Tage betrug die Hafensperre für seuchenverdächtige Schiffe. Ursprünglich stammt es aus dem Italienischen: Die »quaranta giorni«, die 40 Tage, wurden bereits im 14 Jahrhundert in italienischen Hafenstädten zur Eindämmung der Pest verhängt. Über das Französische gelangte es ins Deutsche, wo es im Laufe der Zeit zwar orthografisch angepasst wurde, die Aussprache mit [ka…] jedoch behielt. Das lag am hohen Stellenwert, den die französische Sprache bei den deutschen Bildungsbürgern genoss.

Auch der Billardstock, der (oder das) »Queue«, wird aufgrund seiner französischen Herkunft nur »Kö« gesprochen und nicht etwa »Kwö«. Ebenso das (inzwischen veraltete) »Quivive«, das mancher vielleicht noch aus der Redewendung »auf dem Quivive sein« kennt, was so viel wie »auf der Hut sein« bedeutet. Und nicht zu vergessen die »Quiche«, jenen leckeren Speckkuchen aus dem Elsass und Lothringen, der nicht etwa »Kwiesch« gesprochen wird, sondern »Kiesch«. Als ein Beispiel aus dem Spanischen darf die Hauptstadt des südamerikanischen Landes Ecuador herhalten: Quito wird auch im Deutschen »Kito« gesprochen (und nicht »Kwito«), da wir uns hier dem Spanischen anpassen. Das versuchen wir auch beim berühmten Don Quijote, indem wir ihn »Don Kichote« aussprechen und nicht »Don Kwiechote« oder »Don Kwieschotte«. »Qu«-Wörter aus dem Englischen hingegen – wie Query, Queen, Quilt, Quickie und Quiz – werden stets mit »Kw« gesprochen, da es auch im Englischen so gehandhabt wird. Am deutlichsten sieht man den Unterschied bei den Wörtern »Equipment« (= Ausrüstung) und »Equipe« (= Mannschaft), die beide erkennbar auf dieselbe lateinische Wurzel zurückgehen. Das Equipment kommt aus dem Englischen und wird mit »kw« gesprochen (Ekwippment), die Equipe hingegen nur mit »k« (Ekiep), da sie aus dem Französischen kommt.

Die »Quarantäne« mit »K« zu sprechen, ist also kein Fehler, sondern lediglich eine Imitation des Französischen. Sie statt mit »K« mit »Kw« auszusprechen wäre – auf gut Deutsch – gequirlter Quark.

Duden Bd. 5 »Fremdwörter«
Wahrig – Wörterbuch der deutschen Sprache


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